DIE SCHULE CHRISTI
Kapitel 6 Ein offener Himmel Wir sind in diesen
Betrachtungen dazu geführt worden, darüber nachzudenken, dass
wir in der Schule Christi sind, wo alles Lernen, alle
Unterweisung, alle Disziplinierung darauf hinzielt, dass wir
Christus erkennen, Christus lernen; es geht nicht darum, etwas
über Christus zu erfahren, sondern darum, Christus zu lernen.
Das ist der Punkt, der die größten Schwierigkeiten bereitet,
wenn es darum geht, die Dinge deutlich und klar zu machen. Wir
könnten alles, was Christus betrifft, als Dogma, als Lehre
aufgreifen, aber es geht uns hier nicht darum. Und es ist
schließlich auch nicht das, was der Herr will. Es geht um
Christus selbst. Er selbst ist die lebendige, persönliche
Verkörperung, die Personifizierung aller Wahrheit, allen Lebens,
und der Vorsatz und Wille des Herrn besteht nicht darin, dass wir
die Wahrheit in ihren vielfältigen Aspekten kennen lernen
sollen, sondern dass wir die Person kennen lernen, die lebendige
Person auf eine lebendige Weise, und dass diese Person in uns
hineingepflanzt wird und wir in diese Person einverleibt werden,
dass alle Wahrheit zu einer lebendigen Wahrheit wird und nicht
bloß theoretische oder technische Wahrheit bleibt. Ein kurzes Wort der
Wiederholung: Ich kann euch nicht sagen, mit welcher Kraft dies
auf mein eigenes Herz zurückgekommen ist und wie schwer seine
Bedeutung auf mir lastet. Sooft die Dinge in Gefahr stehen, von
Gottes vollem, vollständigem Gedanken abzuweichen, ist Gott
stets bestrebt, eine frische Offenbarung von seinem Sohn
zurückzubringen. Er wird Menschen nicht bloß zu einem neuen
Begreifen der Wahrheit als solche führen. Er wird vielmehr
alles, was notwendig ist, durch eine frische Offenbarung von
seinem Sohn, durch eine Enthüllung oder Präsentation seines
Sohnes in Fülle zurückbringen. In diesem Zusammenhang haben wir
in diesen Tagen schon mehr als einmal gesagt, dass das
Evangelium, das von Johannes geschrieben wurde, seine Briefe und
die Offenbarung (Apokalypse) die abschließenden Schriften des
neutestamentlichen Zeitabschnittes (dispensation) sind. Sie
wurden geschrieben und eingeführt, als die neutestamentliche
Gemeinde sich von ihrer ersten und ursprünglichen Herrlichkeit,
Reinheit, Wahrheit, Heiligkeit und Geistlichkeit entfernt hatte
und zu einem irdischen, christlichen System geworden war.
Die Art, wie der Herr auf diese Situation reagierte, waren diese
Schriften, die eine neue Präsentation seines Sohnes in
himmlischer, göttlicher, geistlicher Fülle enthalten. Es ist
eine Rückkehr zu Christus, und der Heilige Geist möchte dies
ständig tun. Er möchte uns zur Person zurückbringen, er
möchte uns zeigen, was diese Person auf eine geistliche,
himmlische Weise repräsentiert. Wir müssen sehr vorsichtig
sein, wenn wir von den Evangelien zu den Briefen weitergehen,
dass wir nicht, vielleicht völlig unbewusst, in eine Position
gelangen, wo wir meinen, wir hätten nun die elementaren Dinge
hinter uns und kämen nun zu etwas, das nicht mehr so elementar
ist; dass die Briefe etwas Fortgeschritteneres darstellen im
Vergleich zu den Evangelien. Mit Nachdruck sind sie es nicht. Sie
schließen uns bloß die Evangelien auf. Alles, was wir in den
Briefen finden, findet sich auch in den Evangelien, aber die
Briefe sind ganz einfach die Interpretation von Christus, und der
Herr möchte niemals, dass wir uns auf Kosten der Person
(vorwiegend) mit der Interpretation beschäftigen. Alle
Dinge in Christus Nun,
würden wir zu Leuten sprechen, die in Sachen Gemeindeaufbau
verantwortlich sind, so wäre dies eine sehr nützliche Sache,
bei ihr einige Zeit zu verweilen. Für uns läuft es auf
folgendes hinaus. Wir betrachten die Apostelgeschichte und die
Briefe als etwas, das uns die Technik der Gemeinde und der
Gemeinden liefert und eignen sie uns als ein kristallisiertes
System bestimmter Praktiken an - eine bestimmte Ordnung, Form,
Lehre. Die Schwäche dieser ganzen Einstellung liegt darin: Wir
haben etwas an sich, aber der Herr Jesus (als Person) fehlt und
ist uns abhanden gekommen. Ich frage mich, ob ihr begreift, was
ich damit sagen will. Seht ihr, es ist die Art des Heiligen
Geistes, Christus zu nehmen und ihn dem Herzen aufzuschließen,
zu zeigen, dass Christus eine himmlische Ordnung ist; es ist
nicht so, dass die Briefe wie in einem Handbuch diese himmlische
Ordnung darlegen, nein, Christus selbst (in seiner Person) ist
diese himmlische Ordnung; alles, was diese Ordnung betrifft (das
heißt wie die Gemeinde praktisch aussieht, wie sie funktioniert,
wie Versammlungen auszusehen haben, welche Ämter vorhanden sein
sollen und vieles andere mehr), muss sofort mit der lebendigen
Person des Herrn in Beziehung gebracht werden. Sobald es zu einem
Ding wird (zu einem Gegenstand, über den man geteilter Meinung
sein kann), entartet es zu einem irdischen System. Ihr könnt aus
den Briefen hundert verschiedene irdische Systeme ableiten und
von allen behaupten, sie gründeten sich auf die
neutestamentlichen Briefe. (Anm. Es gibt tatsächlich auch
ungezählte sogen. «neutestamentliche» Gemeinden, die sich alle
auf die Bibel berufen. Es ist genau das eingetreten, was T. A.
Sparks oben beschreibt). Die Briefe der Apostel können eine
beliebige Anzahl verschiedener Systeme, verschiedener
Interpretationen stützen, die alle durch christliche Ordnungen
heutzutage dargestellt werden, und der Grund liegt allein darin,
dass sie von der Person getrennt worden sind (divorced). Seht, ihr Lieben, es
gibt zahllose Dinge, zahllose Themen, Stichworte, Lehren. Lasst
mich einige aufzählen: «Das Reich Gottes», «Heiligung»,
«ewiges Leben», «siegreiches Leben», «Überwinder» oder
«das überwindende Leben», «die Wiederkunft Christi». Das
sind nur ein paar wenige Themen, Stichworte, Wahrheiten, wie sie
genannt werden; sie wurden alle in der Schrift aufgegriffen und
entwickelt und sind zu Dingen geworden, mit denen sich Leute sehr
stark beschäftigt haben, und an denen sie als
Wahrheiten als solche interessiert sind. Gewisse
Leute schwärmen wie Bienen um eine Heiligungslehre, sie werden
zu «Heiligungsleuten», und es entsteht ein «-ismus». Andere
schwärmen aus, und sie werden von einer Hecke des «Zweiten
Advents» eingefangen, von Lehren über die Wiederkunft des
Herrn, von Prophetie usw. So bilden sich Gruppen, die sich in
besonderer Weise auf diese Dinge spezialisieren. Ich möchte
sagen, dass dies absolut unmöglich wäre, wenn die Person des
Herrn Jesus dominieren würde. Was ist das Reich Gottes? Es ist
Christus selbst. Wenn ihr euch wirklich in die Evangelien
vertiefen würdet, würdet ihr feststellen, dass das Reich Gottes
dort Jesus Christus ist. Wenn ihr auf lebendige Weise in Christus
seid, dann seid ihr auch im Königreich, und ihr wisst sofort, da
der Heilige Geist euch Christus lehrt, was das Reich Gottes in
jedem Detail ist. Das Reich Gottes ist nicht in erster Linie eine
Sache, ein Thema. Das Reich Gottes wird, wenn es etwas
Universelles geworden ist, nichts anderes sein, als der Ausdruck
und die Manifestation von Christus. Das ist alles. Ich komme zum
Reich in und durch Christus; und dasselbe trifft auf alles
Übrige zu. Was ist Heiligung? Sie ist keine Lehre.
Sie ist überhaupt kein «Es». Sie ist Christus. Er wurde uns
zur Heiligung gemacht (l. Korinther 1.30). Wenn ihr in Christus
seid und der Heilige Geist euch Christus lehrt, dann wisst ihr
alles über Heiligung; ist das aber nicht der Fall, dann könnt
ihr zwar eine Theorie und Lehre über die Heiligung haben, aber
diese wird euch von andern Christen trennen und sie wird eine
Unzahl von Christen in Schwierigkeiten bringen. Möglicherweise
hat die Lehre der Heiligung als Thema mehr Christen in
Schwierigkeiten gebracht als irgend eine andere Sonderlehre, weil
sie die Heiligung zu einer Sache gemacht hat, zu einem
Gegenstand, anstatt darauf hinzuweisen, dass Christus unsere
Heiligung ist. Ich sage dies nur, um
zu versuchen zu erklären, was es heißt, dass wir uns in der
Schule Christi befinden, wo der Heilige Geist uns keine
Dinge lehrt; keine Gemeindelehre, keine Heiligung,
keinen Adventismus, überhaupt kein Ding oder irgend eine Anzahl
von Dingen; er lehrt uns Christus. Was ist Adventismus? Was ist
die Wiederkunft des Herrn? Nun, sie ist das Kommen des Herrn.
Und was bedeutet das Kommen des Herrn? Ein Wort wie das folgende
gibt uns den Schlüssel dazu: Er wird kommen, um in seinen
Heiligen verherrlicht und bewundert zu werden, in denen, die
geglaubt haben (2. Thess. 1.10). Ihr seht, es ist die Vollendung
von etwas, das auf eine innere Weise stattgefunden hat. Wie denn
weiß ich am besten, dass das Kommen des Herrn nahe ist? Nicht
durch prophetische Zeichen, sondern durch das, was in den Herzen
seines Volkes vor sich geht. Das ist das beste Zeichen der Zeit,
was der Geist im Herzen des Volkes Gottes tut. Aber daran seid
ihr wohl nicht interessiert. Ihr möchtet viel lieber wissen, was
zwischen Deutschland und Russland passieren wird, ob diese beiden
Länder nicht doch noch eine einzige große Konföderation
eingehen werden! Was bringt uns das? Wie weit hat uns denn das
ganze Gerede über die Wiedererweckung des alten römischen
Imperiums gebracht? Das ist Adventismus als Sache, als Lehre.
Wenn wir uns nur eng an den Herrn halten würden, der die Summe
aller Wahrheit ist, und uns in ihm bewegen und ihn lernen
würden, wüssten wir, wie die Dinge ablaufen werden. Wir würden
wissen, was unmittelbar bevorsteht. In unseren Herzen würden wir
ein Geflüster des Vorbereitens vernehmen. Die beste Vorbereitung
auf die Wiederkunft ist die, dass wir den Herrn kennen. Ich sage
nicht, die Prophetie gebe nichts her; bitte versteht mich nicht
falsch. Aber ich weiß, dass es eine riesige Zahl von Menschen
gibt, die in die Prophetie um ihrer selbst willen vertieft sind,
deren geistliches Leben nichts wert ist, die keinen tiefen
inneren Wandel mit dem Herrn haben. Wir haben das oft gesehen. Ich werde nie
vergessen, wie ich beim Besuch eines bestimmten Landes in eine
der großen Städte kam, wo ich eine Woche lang sprechen sollte.
Alles war so angeordnet, dass meine erste Botschaft zeitlich auf
die letzte Botschaft eines Mannes folgte, der in der Woche zuvor
gesprochen hatte; die ganze Woche hatte er über Prophetie
gesprochen (das heißt über Endzeitprophetie). Ich war in der
letzten Versammlung anwesend, wo er seine letzte Botschaft über
die Zeichen der Zeit hielt. Alle hatten ihre Notizbücher offen
vor sich und schrieben eifrig auf; sie waren offensichtlich
fasziniert. Dabei war alles bloß äußerlich, bloß objektiv. Er
sprach von der Wiedererweckung des römischen Reiches und von der
Wiedergewinnung Palästinas. Ihr kennt das. Dann hörte er auf zu
sprechen, und die Leute wollten noch etwas mehr (in dieser
Richtung) hören. Ihr Notizbücher waren bereit. Der Herr legte
mir aufs Herz, dass mein erstes Wort an sie sein sollte: «Und
jeder, der seine Hoffnung auf ihn setzt, reinigt sich, gleichwie
er rein ist» (l. Joh. 3.3). Ich sollte also über die geistliche
Wirkung dieser geistlichen Hoffnung sprechen. Aber daran waren
sie nicht interessiert. Die Notizbücher wurden geschlossen, die
Bleistifte weggelegt; es war kein Interesse vorhanden, sobald ich
danach trachtete, sehr treu zu sein in dem, was dies alles auf
eine innere Weise bedeuten würde, unsere Anpassung an den Herrn
usw. Sie warteten nur, bis die Versammlung endlich zu Ende ging.
Als ich schloss - sie warteten kaum, bis ich fertig war -,
standen sie auf und waren schon draußen. O nein, es geht um den
Herrn; der Heilige Geist möchte uns zum Herrn zurückbringen;
das bedeutet nicht, dass wir zu unwesentlichen Dingen, zu
elementaren Dingen zurückkehren sollen, wenn wir zu Christus
zurückgeführt werden. Wir kehren damit zu der einzigen
Grundlage zurück, auf der der Heilige Geist wirklich den ganzen
Willen und den ganzen Vorsatz Gottes ausführen kann, nämlich,
dass wir in der Schule Christi sein sollen, wo der Heilige Geist
uns Christus lehrt. Und die Art, wie der Heilige Geist uns
Christus lehrt, geschieht durch die Erfahrung. Die
Notwendigkeit für einen neue Reihe von Fähigkeiten Hier nun haben wir den
Punkt erreicht, wo wir scheinbar sehr elementar werden. Seht ihr,
schon die Natur dieser Schule erfordert die drastischste
Veränderung in uns selbst. Es ist unmöglich, in die Schule
Christi zu gelangen, wo der Heilige Geist der große Lehrer ist,
solange nicht diese größte Veränderung in uns stattgefunden
hat. Wir müssen noch einmal von vorne gemacht werden, wenn die
Schule überhaupt etwas bedeuten soll. Wir können nicht in der
Hoffnung, Christus auch nur auf die geringste Weise kennen zu
lernen, in die Schule eintreten, solange wir nicht einen ganz
neuen Satz von Fähigkeiten erhalten haben. Wir müssen
Fähigkeiten bekommen, die wir von Natur aus nicht besitzen. «Es
sei denn, dass jemand von oben her geboren werde, so kann er das
Reich Gottes nicht sehen» (Joh. 3.3). Und das ist die Art, wie
der Herr eine ungeheure Tatsache feststellt. Jenes Königreich ist
so beschaffen, dass in ihm Zustände herrschen, zu denen ich (von
Natur aus) absolut keinen Zugang habe, mit denen ich
natürlicherweise nicht die Möglichkeit habe zu kommunizieren.
Nehmen wir an, wir würden zwischen den Versammlungen einen
Spaziergang durch den Garten machen. Ihr wandelt zwischen den
Kartoffeln und dem Gemüse umher und sprecht über alles
Mögliche. Was würden wohl die Kartoffeln über euch denken? Was
würde der Kohl von euch sagen? Weder können sie hören noch
verstehen, worüber ihr miteinander redet, was immer dies auch
sei. Ihre Art Leben ist nicht unsere Art. Sie gehören nicht zu
unserem Naturreich. Es gibt absolut keine Entsprechung zwischen
ihnen und euch. Sie haben nicht die Möglichkeit, die Gabe, die
Qualifikation, auch nur für die elementarsten Dinge, von denen
ihr reden mögt. Selbst wenn ihr über so törichte Dinge wie
Kleider oder über alltägliche Dinge reden würdet, so
verstünden sie nichts. Genauso ist es auch hier. Die Entfernung
zwischen dem Reich Gottes und uns ist genau so groß. «Der
natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; denn sie
sind für ihn Torheit, er kann sie gar nicht verstehen ...» (l.
Kor. 2.14). Der Unterschied ist so gewaltig (und endgültig,
unüberbrückbar), dass, wenn wir in unserem natürlichen Zustand
an den Ort gebracht würden, wo der Geist Gottes spricht, das
Ganze für uns von einer andern Welt sein würde, wenn nicht der
Heilige Geist in uns ein Wunder wirken würde. Ist es nicht so?
Ihr Gläubige zieht in die Welt hinaus und redet von den Dingen
des Herrn; schaut die Menschen an, wie sie euch anstarren. Es ist
für sie völlig fremd. Genau so ist es. «Es sei denn, dass ein
Mensch von oben geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht
sehen.» Wenn wir in diese Schule gelangen möchten, dann muss
uns etwas zustoßen, und das bedeutet, dass wir neu konstituiert
werden müssen, mit völlig andern Qualifikationen und
Fähigkeiten für die Dinge Gottes. Das ist die Natur dieser
Schule. Es ist die Schule des Geistes Gottes. Ich weiß, das ist
sehr elementar, aber ist es nicht schließlich genau das, was uns
die ganze Zeit eingeprägt wird? Es wird uns klargemacht, warum
wir Worte hören können und diese für und dennoch keinerlei
Bedeutung haben. Es ist deshalb nötig, dass unsere Fähigkeit,
geistliche Dinge zu verstehen, immer mehr erweitert wird. Wir
sind in dieser ganzen Angelegenheit von Natur aus handikapiert. Der
Zerbruch des Eigenlebens Nun, da ist ein
Abschnitt, von dem ich in diesen Tagen nicht loskomme. Er
begleitet mich schon seit Wochen. Und wir haben ihn schon
getroffen als die Grundlage unserer Betrachtungen. Es handelt
sich um Joh. 1.51 - und es scheint mir, dass dies Worte sind, die
uns in die Schule Christi einführen, jene Worte nämlich, die
der Herr Jesus zu Nathanael sprach. Ich glaubte, es wäre
hilfreich, wenn wir den ganzen Abschnitt von Vers 47 an lesen
würden: «Jesus sah den
Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig
ein Israelit, in welchem kein Trug ist. Nathanael spricht zu ihm:
Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe
Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich
dich. Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der
Sohn Gottes, du bist der König Israels. Jesus antwortete und
sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem
Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen! Und
er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Von nun an
werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf-
und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.» Hier nähern wir uns
der Schule Christi, und da ist etwas, das entscheidend wichtig
ist, wenn wir überhaupt bis zur Schwelle dieser Schule gelangen
wollen; es findet sich in den folgenden Worten: Siehe, ein
wahrer Israelit, in dem kein Falsch ist. Wenn wir das neben
die abschließenden Worte dieses Abschnittes stellen. «Und die
Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen»,
so erhalten wir ein vollkommenes Bild von dem, was sich geistlich
dahinter verbirgt. Zu der Zeit, als Jakob
durch List - ihr erinnert euch an die Geschichte seines Betruges
- das Erstgeburtsrecht stahl und um sein Leben fliehen musste,
sah er eine sehr große Wahrheit, wenn auch nur dämmerhaft,
vorbildhaft und in einem Gleichnis, eine Wahrheit auch, in die er
damals noch nicht einzudringen vermochte. Jakob wäre damals noch
absolut nicht imstande gewesen, das, was er im Traume gesehen
hatte, zu verstehen, nämlich das Haus Gottes, Bethel; jener Ort,
wo Himmel und Erde sich treffen, wo Gott und Mensch einander
begegnen, wo die Herrlichkeit, welche Himmel und Erde, Gott und
Mensch, vereinigt, das große Bindeglied darstellt, wo Gott redet
und sich selbst zu erkennen gibt, wo Gottes Vorsätze geoffenbart
werden. Nun, warum war dies bei Jakob so? Er war eben in
Betrügereien verwickelt. Er musste (diese Offenbarung bezüglich
Bethel) vorerst stehen lassen und weiter wandern, er musste volle
20 Jahre unter die Zucht (Gottes; discipline) kommen. Erst am
Ende dieser zwanzig Jahre Züchtigung erlebte er den vollen
Eindruck des Himmels auf sein irdisches Leben, seine irdische
Natur, den vollen Eindruck des Geistes auf sein Fleisch, den
vollen Eindruck Gottes selbst am Jabbok, wo dieses fleischliche,
natürliche Leben zerschlagen und zerbrochen wurde und
austrocknete, so dass er für den Rest seines Lebens ein
Malzeichen an sich trug, dass dieses natürliche Leben unter den
Bann Gottes gekommen ist. Und dann, als Jakob geschlagen,
verwundet, verdorrt war, konnte er zurückkehren und zu Bethel
sein Trinkopfer ausschütten und dort bleiben. Die List war
behandelt. Er ist nun nicht mehr der Jakob (Betrüger), sondern
ein Israel (Gottesstreiter), in dem nun bildhaft und figürlich
gesprochen, kein Trug ist. Das Werk war noch nicht beendet, aber
die Krisis war überstanden. Der Herr sagt hier,
mit einem Wort, ganz einfach dies: Um in die Position eines
offenen Himmels zu gelangen, wo Gott für euch zur Begegnung
(communion) hernieder steigt, wo die Herrlichkeit Gottes
ruht, und wo ihr den Genuss all dessen habt, was Bethel, das Haus
Gottes, bedeutet, heißt nichts anderes, als in mich
hineinzugelangen. Und in mich hineinzugelangen und in mir als dem
Bethel, dem Haus Gottes, zu bleiben und alles Gute des Himmels
und Gottes mitgeteilt zu bekommen, bedeutet, dass ihr an einen
Ort gebracht werden müsst, wo das natürliche Leben erniedrigt,
zerbrochen, verdorrt ist. Ihr könnt nicht in seine Schule
gelangen, so lange das nicht geschehen ist, und es ist nötig,
dass der Herr uns in Christus sagt, wenn wir bis zur Schwelle
dieser Tür (der Schule Christi) gekommen sind: Siehe, ein
wahrhaftiger Israelit, in dem kein Jakob ist; ihr werdet den
Himmel geöffnet sehen! Wenn vom Jakob-Leben gesprochen wird, ist
dies nur eine andere Art, das Eigenleben zu bezeichnen; denn das
Selbst ist das eigentliche Wesen des natürlichen Lebens; und
dabei geht es nicht nur um das Eigenleben in seiner bösesten
Form, sondern um das Leben des Selbst in seiner Totalität (als
mit all seinen scheinbar guten und edlen Seiten). Lasst mich kurz dabei
stehen bleiben. Hier ist der Herr Jesus. Niemand wird behaupten,
das Selbst-Leben in Christus sei dem unseren gleich gewesen,
befleckt, korrupt, sündig. Absolut nicht! Und dennoch hatte er
ein Eigenleben, ein sündloses Eigenleben. Für ihn bedeutete das
Eigenleben einfach, dass er von sich aus (unabhängig vom Vater)
handeln, reden, denken, urteilen und sich bewegen konnte. Es
bestand keine böse Absicht, er wurde nicht durch irgend etwas
Sündhaftes oder Korruptes motiviert oder beeinflusst, es ging
für ihn lediglich darum, unabhängig zu handeln. Das war alles.
Er hätte unabhängig eine ganze Menge guter Dinge vollbringen
können, und er hätte auch eine gute Anzahl guter Dinge
unanhängig sagen können. Aber er nahm die Haltung, die Stellung
ein, dass er, obwohl es für ihn keine Sünde gewesen wäre, zu
keiner Zeit losgelöst von seinem Vater handeln oder sprechen
konnte noch wollte. Denn das wäre das Eigenleben gewesen, und
dieses hätte sich schließlich in etwas Böses verwandelt. Genau
darauf ist Satan aus. Wir können diesen Gedanken nun verlassen. Der Punkt, um den es
mir geht, ist der: Wir sollten nicht glauben, das Eigenleben sei
nur dann gefährlich, wenn es offensichtlich böse, verderbt,
ist. Eine ganze Menge geschieht für Gott aus den reinsten
Motiven heraus, und es wird doch von uns selbst getan. Es gibt
viele Gedanken, Ideen, Urteile, die erhaben, wunderbar sind, aber
es sind die unsern, und kennten wir bloß die Wahrheit, so
würden wir wissen, dass sie ganz anders sind als die Gedanken
und Vorstellungen Gottes. Nein, das Selbst ist nicht
notwendigerweise etwas offensichtlich Verderbtes, obwohl wir
entdecken werden, wenn wir mit dem Herrn weitergehen, dass in
allem, was von uns kommt, ein Zug Verderbnis enthalten ist. Gott
weiß völlig darüber Bescheid. So setzt der Herr
etwas Absolutes schon vor die Tür seiner Schule. Es ist Jabbok.
Der Jabbok war ein Schluss des Jordan, und die Wirkung und die
Konsequenzen des Jordans liegen bereits an der Schwelle der
Schule Christi. Er selbst akzeptierte den Jordan (bei seiner
Taufe), um für dreieinhalb Jahre in die Schule des Geistes
einzutreten. Und ihr und ich, wir werden auf keinem andern Weg in
die Schule der Salbung kommen. Es muss so sein. Wenn wir Christus
lernen wollen, so ist das nur möglich, wenn unsere Jakobsnatur
geschlagen worden ist. Ich rede nicht von bloßer Lehre oder
Technik zu euch. Glaubt mir, ich weiß genau, wovon ich spreche.
Ich kenne diese Sache als die größte Wirklichkeit in meiner
eigenen Geschichte. Ich weiß, was es bedeutet, aus eigener Kraft
mit aller Macht sich jahrelang für Gott abzumühen und das
Evangelium zu predigen. oh, ich kenne das; ich weiß, was für
eine harte Mühe es ist, wenn ihr einen Deckel über eurem Kopf
habt. Wie oft stand ich auf der Kanzel und sagte in meinem
Herzen; Wenn ich nur irgendwie einen Spalt in diesen Deckel
schlagen könnte; der über meinem Kopfe ist, und ich, anstatt
das zu predigen, was ich aus den Büchern gesammelt und in meinen
Notizbüchern aufgezeichnet habe, das ganze zerschmettern und mit
einem offenen Himmel über mir das sagen könnte, was Gott in
meinem Herzen sagt! Dies Verlangen war während Jahren in mir
vorhanden. Ich fühlte, dass es so etwas geben musste, aber ich
hatte es noch nicht gefunden, bis jene große Krisis von Römer 6
eintrat und mit ihr auch der offene Himmel kam. Seither ist es
völlig anders geworden, absolut anders. «Du wirst den Himmel
geöffnet sehen»; die ganze Anstrengung war vorbei, die
Knechtschaft (der Bücher und Notizen) war verschwunden, ebenso
jede Begrenzung; es ist kein Deckel mehr vorhanden. Das ist meine
heutige Herrlichkeit. Verzeiht mir diese persönliche Bezugnahme.
Ich muss das sagen, weil wir heute morgen nicht hier sind, um
Ansprachen zu halten. Wir werden heute geradewegs mit der
Wirklichkeit konfrontiert, dass der Heilige Geist direkt und
unmittelbar uns Christus offenbaren möchte, und dies auf immer
zunehmende Weise; das aber kann nicht geschehen, ohne dass wir an
unseren Jabbok gekommen sind, ohne dass das Jakobsleben in uns
durch jene Krisis behandelt worden ist und der Herr zu uns sagen
kann: Wahrhaftig, ein Israelit, in dem kein Jakob ist; ihr werdet
den Himmel geöffnet sehen! Da ist diese Decke, dieser von Natur
aus geschlossene Himmel; aber Gott sei gelobt, das Kreuz
zerreißt diesen Himmel, der Vorhang zerriss von oben bis unten,
und Christus wurde durch den zerrissenen Vorhang seines Fleisches
geoffenbart. Wir sehen ihn nicht mehr als den Mann Jesus; wir
sehen ihn nun in unseren Herzen in der ganzen Fülle von Gottes
vollendetem Gedanken bezüglich des Menschen. Es ist etwas
Gewaltiges, den Herrn Jesus zu sehen, und es ist etwas
Ungeheures, ihn mehr und mehr zu erkennen. Damit beginnt es -
siehe, ein wahrhaftiger Israelit, in dem kein Trug ist, kein
Jakob ist! Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen! Eine
neue Aussicht auf einen neuen Menschen Nun, jenes Wort: «Ihr
werdet den Himmel geöffnet sehen» ist die neue Aussicht auf
einen neuen Menschen! Ein neuer Mensch, ein neuer Ausblick! In
der autorisierten Ausgabe (Authorized Version) wird ein Wort
hinzugefügt, welches in der revidierten Fassung weggelassen
wurde. Ich erwähne dies aus dem einfachen Grunde, weil es
implizite im Urtext enthalten ist, ohne dass das Wort
notwendigerweise dastehen muss. Die autorisierte Ausgabe sagt:
«Hernach werdet ihr den Himmel geöffnet sehen.» In der
revidierten Fassung ist, wie gesagt, dieses erste Wörtchen
ausgelassen worden, und es heißt dort einfach: «Ihr werdet...
sehen.» Aber «ihr werdet» weist auf einen zukünftigen Tag
hin. Es heißt nicht: «Ihr seht...», sondern «ihr werdet
sehen». Es ist ein neuer Ausblick auf einen neuen Menschen, und
darin liegt auch eine neue Ära. Es ist die Ära des Heiligen
Geistes, denn durch das Kommen des Heiligen Geistes wurde der
geöffnete Himmel zur einer Wirklichkeit. Das Kreuz bewirkt für
uns die Öffnung des Himmels, aber es ist der Heilige Geist, der
ihn uns nahe bringt, genau wie dies bei dem typischen oder
symbolischen Tod und Begräbnis und der Auferstehung des Herrn
Jesus am Jordan der Fall war, als sich die Himmel über ihm auf
taten. Indem er auf einen neuen, auf Auferstehungsgrund, kam,
hatte er einen geöffneten Himmel. Darauf ließ sich der Geist
auf ihn nieder und blieb auf ihm, und der Geist wurde sozusagen
zum Kanal der Kommunikation, der den geöffneten Himmel zu all
dem machte, was er als Angelegenheit der Kommunikation, des
Verkehrs (Umgangs), der Gemeinschaft sein sollte. Er ist die Ära
des Geistes (gemeint ist der geöffnete Himmel), der alle Werte
Christi für uns zur Wirklichkeit werden lässt. «Ihr werdet» -
und Gott sei gelobt, alles, was für Nathanael noch Zukunft war,
ist für uns heute Gegenwart. Diese Ära ist
gekommen. Wir befinden uns in der Ära des Heiligen Geistes, des
geöffneten Himmels. Das
Kennzeichen eines durch den Heiligen Geist gesalbten Lebens Welches ist nun das
Kennzeichen eines durch den Heiligen Geist gesalbten Lebens? Ihr
erinnert euch, als Paulus nach Ephesus kam, fand er dort einige
Jünger, und ohne irgend eine Erklärung für den Grund zu seiner
Frage anzugeben, sagte er unmittelbar: «Habt ihr den Heiligen
Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?» Ihre Antwort war:
«Nein, wir haben nicht einmal gewusst, dass der Heilige Geist da
ist.» Die nächste Frage, die Paulus dann stellte, ist voller
Bedeutung, denn sie führt uns zurück zum Jordan: «In was seid
ihr denn getauft worden?» Die Taufe ist mit dieser
entscheidenden Wirklichkeit (dem Tod des natürlichen Menschen,
des Eigenlebens) verknüpft. Wenn ihr also den Heiligen Geist
nicht kennt, was kann denn eure Taufe bedeutet haben? Oh, wir
wurden mit der Taufe des Johannes getauft. Ah, ich sehe,
natürlich: «Johannes taufte mit einer Taufe zur Busse, indem er
zu den Leuten sagte, sie sollten an den glauben, der nach ihm
komme, nämlich an Jesus.» Als sie das hörten, ließen sie sich
auf den Namen des Herrn Jesus taufen, sie wurden in Christus
hineingetauft, und der Heilige Geist kam auf sie herab. So traten
sie in die Schule Christi ein; und das Kennzeichen eines durch
den Geist gesalbten Lebens ist dies, dass ihr Christus auf diese
lebendige und immer wachsende Weise kennt. Oh, bitte hört doch
genau her, das ist nicht so elementar und unnötig, wie es den
Anschein haben mag. Einige unter uns sind natürlich sehr arme
Gelehrte, und wir brauchen so viel Zeit, um etwas zu lernen. In
meinem Fall dauerte es Jahrzehnte, bis ich dies wirklich
erkannte. Wir wissen so viel, und dennoch müssen wir
feststellen, dass unsere eigene, persönliche Kenntnis von
Christus eine armselige Sache ist. Ständig werden wir mit dieser
Tatsache konfrontiert. Schließlich gelangen wir früher oder
später an einen Punkt, wo wir ausrufen: «Oh, es sind nicht
Lehren, Wahrheiten, Themen, Stichworte und Schriftstellen als
solche, die ich wissen muss!» Es ist alles ganz schön, wenn ihr
euch mit diesen Dingen befasst; aber wenn ein Mensch ins Feuer
kommt, in tiefe Prüfungen, in Schwierigkeiten und extreme
Situationen, was helfen ihm da alle seine Dogmen, seine Themen,
sein ganzes Bibelstudium? Welchen Wert haben sie dann? Sie lösen
euer Problem nicht, sie bringen euch nicht hindurch. Das ist eine
echte Tragödie. Dies trifft auf viele unter uns zu, die sich
gewisse Lehrsätze angeeignet haben, die die Lehren der Bibel
durchgenommen und sie ausgearbeitet haben und die wissen, was die
Bibel über diese Dinge aussagt: Wiedergeburt, Erlösung,
Versöhnung, Gerechtigkeit durch Glauben, Heiligung usw. Es ist
einfach wahr: Nachdem wir sie alle durchgegangen sind, nachdem
wir sie alle ausgearbeitet haben und wir dann in eine furchtbare
geistliche Erfahrung hineingekommen sind, hat sich das Ganze als
wertlos erwiesen, und wir haben einen Punkt erreicht, wo wir, den
Herrn ausgenommen, ohne weiteres alles hätten wegwerfen können
und sagen: Dieses Christentum funktioniert nicht! Ihr, die ihr
den Herrn schon seit Jahren kennt und ihm nachfolgt: Was die
Anhäufung von Wahrheit betrifft - das ist ungefähr ihr Wert in
einer Stunde tiefster geistlicher Bedrängnis. Das einzige, was
euch dann wirklich helfen kann, sind nicht eure wunderbaren
Notizbücher voller Lehren, sondern dies: Inwiefern kenne ich den
Herrn persönlich und lebendig in meinem Herzen? Was hat der
Heilige Geist von Christus in mir und mir gegenüber geoffenbart
und mitgeteilt? Früher oder später gelangen wir an genau diesen
Punkt. Wir werden zu einer lebendigen, geistlichen Erkenntnis des
Herrn zurückgeführt. Denn nur er persönlich, durch den
Heiligen Geist in unserem innersten Wesen geoffenbart, kann uns
in der tiefsten Stunde retten. Der Tag wird kommen, wo uns alles
genommen wird, ausgenommen dasjenige, was wir auf geistliche,
inwendige Weise von Christus erkannt haben; alles
verstandesmässige und intellektuelle Wissen wird uns genommen
werden. Viele von denen, die in Bezug auf Lehre und Dogma Riesen
gewesen sind, hatten eine sehr, sehr dunkle Stunde am Ende ihres
Lebens, wirklich eine sehr dunkle Stunde, weil all das sich als
unbedeutend erwies gegenüber dem Einen, dem Maß einer echten,
inneren Erkenntnis des Herrn. Ich sage bewusst «inneren». Wie
kann ich nur erklären, was ich damit meine? Ihr entdeckt zum
Beispiel etwas auf dem Gebiet der Nahrung, das euch wirklich
hilft. Ihr habt euch überall umgesehen und alles versucht, all
die Nahrungsmittel, die Menschen euch liefern können, um euch in
einer bestimmten Krankheit oder Schwachheit zu helfen, und doch
hat euch nichts geholfen. Und plötzlich entdeckt ihr etwas, was
euch wirklich hilft, und beim nächsten Mal, wenn die Krise
wieder ausbricht, nehmt ihr etwas davon und stellt fest, dass ihr
damit durchkommt. Es ist nun in euch, es bringt euch durch das
Kreuzfeuer hindurch. Das ist es, was ich meine bezüglich der
Frage, wie und was Christus für uns sein soll. Er muss das in
uns sein, worauf wir mit Zuversicht und Gewissheit ruhen können,
und indem wir das tun, bringt er uns durch. Wir müssen ihn auf
eine solche Weise kennen. Es ist der einzige Weg, um Christus
kennen zu lernen, und es muss in der Erfahrung geschehen. «Ihr
werdet den Himmel geöffnet sehen.» Der Heilige Geist ist
gekommen, um für uns eine vollständig neue Ordnung der Dinge zu
schaffen, so dass Christus in uns als unser wahres Leben
geoffenbart wird. Ihr werdet sehen, wenn der Geist kommt; das ist
das Kennzeichen eines gesalbten Lebens. Ihr werdet sehen! Und es
sind große Augenblicke, da wir wirklich sehen. Einige unter uns
haben in bestimmten Beziehungen solche großen Augenblicke
erlebt, und einige haben gesehen, wie andere ihre großen
Augenblicke erlebten in anderer Hinsicht. Wir wussten zwar, dass
sie theoretisch alles über die Sache wussten, sie wurden ja
belehrt, und man hat es ihnen jahrelang eingepaukt. Dann aber,
plötzlich, nach Jahren, brach es über sie herein, und sie
sagten: Sieh mal an, ich fange an zu sehen, was man die ganze
Zeit gesagt hat! Ich erinnere mich an
einen Mann, der in einer recht frommen Familie aufgewachsen war;
sein Vater wurde stets mit Charles G. Finney verglichen. Er war
auch wirklich wie Charles G. Finney nach Geist, Seele und Leib.
Einer seiner Söhne nun, in dieser frommen Familie aufgewachsen,
war jahrelang ein großer Freund von mir. Wir hatten echte
Gemeinschaft miteinander, wir sprachen stets über die Dinge des
Herrn. Eines Tages - ich sehe es noch deutlich dort an der Ecke
von Newington Green - sollte ich ihn treffen; als ich gegen
Newington Green zuschritt, sah ich ihn von ferne kommen. Ich sah,
wie er lächelte, wir trafen uns und schüttelten uns die Hände.
Er war ein einziges Lachen. «Weißt du was, ich habe eine
Entdeckung gemacht», sagte er. Ich antwortete: «Was für eine
Entdeckung?» - «Ich habe entdeckt, dass Christus in mir ist.
«Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit» ist für mich
eine Wirklichkeit geworden.» Nun, ich sagte, das hätte ich dir
schon vor Jahren sagen können. Aber genau das ist der
Unterschied: Ich sehe es jetzt, ich weiß es jetzt. Ihr seht, was ich
meine. Genau so ist es. Oh, wenn doch die Welt voll wäre von
Christen dieser Art. Ist nicht das die große Not? Aber was zu
Nathanael gesagt wurde, gilt für uns alle. Es wurde nicht zu
Petrus, Jakobus oder Johannes oben auf dem Berg der Verklärung
gesagt; es wurde zu Nathanael gesagt, zu einem aus dem äußeren
Kreis. Es gilt uns allen. Und wenn es noch stärker unter Beweis
gestellt werden muss, dann beachtet, was der Herr Jesus sagte:
«Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf-
und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.» Was war
geschehen? Eine gewaltige Veränderung hat stattgefunden, und
dies im Verlauf von ein paar wenigen Sätzen. Siehe, ein
wahrhaftiger Israelit! Das gilt für Israel; für Jakob, ja, den
Vater von Israel; für die Söhne Jakobs, das irdische Israel.
Natürlich, aber nur innerhalb der Begrenzung dieser Erde, nur
innerhalb der Grenze eines Volkes hier unter den Nationen, und
innerhalb der Grenze der Vorbilder. Nun aber kommt die gewaltige
Versetzung. Der Herr hat etwas gestrichen, was Nathanael zuvor
gesagt hatte. «Du bist der König Israels», sagte er. König
Israels? Das ist wie nichts. Du wirst Größeres sehen als dies. Du
wirst die Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und
niedersteigen auf den Sohn des Menschen! Das ist etwas viel
Größeres als Israel. Sohn des Menschen! Das bezieht sich auf
das ganze Geschlecht, das ist universell. Das gilt für alle
Menschen, die hereinkommen werden, nicht nur für Israel. Du
wirst größere Dinge sehen! Den Himmel geöffnet - für wen?
Nicht nur für Israel, sondern für alle Menschen in Christus.
Der Sohn des Menschen! Dieser Titel, Sohn des
Menschen, stellt schlicht Gottes Gedanken bezüglich des Menschen
dar. oh, wie groß, wie groß ist der Gedanke und die Absicht
Gottes hinsichtlich des Menschen. Der geöffnete Himmel ist
für den Menschen, wenn er in Christus in Gottes Gedanken
eintritt. Der geöffnete Himmel ist für den Menschen: Gott, sich
selbst im Menschen den Menschen offenbarend. Es ist für
uns alle. Keiner soll glauben, dieser offene Himmel, diese
Salbung, sei nur für ein paar wenige. Oh nein, er ist für alle.
Gottes Verlangen, Gottes Gedanke ist es, dass wir - ihr und ich
die Einfältigsten, Törichtesten, Schwächsten unter den
Menschen, die von Natur aus am meisten Beschränkten, mit der
geringsten natürlichen Kapazität, unser eigentliches
Geburtsrecht in einem offenen Himmel finden sollen. Mit andern
Worten, wir, ihr und ich, sollten kommen und in Christus dieses
wunderbare Werk des Heiligen Geistes in Form einer innerlichen
Offenbarung Christi in stets wachsender Fülle kennen lernen. Das
ist für uns, für jeden von uns. Möge auch der
fortgeschrittenste Christ hier in dieser Sache sich neu auf den
Herrn zu bewegen, und möchten wir alle auch zu dieser ersten
Krisis gelangen, wo die Decke über uns zerschlagen wird und wir
einen geöffneten Himmel kennen lernen, indem der Geist unseren
Herzen Christus offenbart, zu seiner Herrlichkeit. |