Alle Dinge in Christus
von
T. Austin-Sparks
Wir greifen zu den
Briefen, und wir glauben, sie befassten sich mit dem Bau der
Gemeinde und der Gemeinden, mit der Überstruktur des
Christentums, und so nehmen wir die Technik der Apostelgeschichte
und der Briefe eben als eine Technik, als ein System von
Lehrsätzen und ein System von Praktiken, als ein System einer
christlichen Ordnung, und so werden die Briefe und sind es
für so viele, ja, für die Christenheit im Allgemeinen, geworden
ein kristallisiertes System von Praktiken, Ordnungen,
Formen, Lehren; und die Schwäche bei dieser ganzen Sachlage ist
ganz einfach die, dass es etwas in sich selbst darstellt, und
dass der Herr Jesus dabei völlig verpasst worden und verloren
gegangen ist. Ich frage mich, ob ihr merkt, was ich damit meine?
Seht ihr, die Art des Heiligen Geistes ist es, Christus zu nehmen
und uns Christus aufzuschliessen und uns zu zeigen, dass Christus
eine himmlische Ordnung ist; dabei ist es wiederum nicht so, dass
die Briefe ein Handbuch einer himmlischen Ordnung darstellen,
sondern dies, dass Christus diese Ordnung ist, und alles, was
diese Ordnung betrifft, unmittelbar mit der lebendigen Person in
Beziehung gesetzt werden muss. Sobald es irgend zu einem Ding, zu
einer Sache wird, wird es zu einem irdischen System. Und ihr
könnt aus den Briefen hundert verschiedene irdische Systeme
konstruieren, die alle auf den Briefen basieren. Sie werden jede
Anzahl verschiedenster Systeme, verschiedenster Inter-pretationen
stützen, die durch christliche Ordnungen hier und jetzt
repräsentiert werden, und der Grund dafür ist schlicht der,
dass sie von der Person losgelöst wurden.
Seht, ihr Lieben,
es gibt zahlreiche Dinge, zahlreiche Gegenstände, Themen,
Lehren. Da gibt es zum Beispiel «das Reich Gottes», es gibt
«die Heiligung», es gibt «ewiges Leben», es gibt «das
siegreiche Leben», «die Überwinder», oder «das
Überwinderleben», und dann gibt es auch noch «das zweite
Kommen Christi». Das sind bloss ein paar Gegenstände, Themen,
Wahrheiten, wie sie genannt werden, die aufgegriffen und aus der
Schrift entwickelt wurden, und sie sind zu Dingen geworden, mit
denen sich die Menschen sehr viel beschäftigt haben, und an
denen sie als Sache grosses Interesse haben. So kreisen bestimmte
Leute um eine Heiligungslehre, und man nennt sie die
«Heiligungsleute», und so wird die Sache zu einem «-ismus».
Andere fahren auf etwas anderes ab, sie sind gefangen durch den
Zaun des zweiten Advents, des Kommens des Herrn, oder der
Prophetie und vielem anderen. So bekommt ihr immer neue solcher
Gruppen. Ich möchte sagen, dass dies äusserst unmöglich wäre,
wenn die Person des Herrn Jesus alles beherrschen würde.
Was ist das Reich
Gottes? Es ist Christus. Wenn ihr die richtige Einsicht in die
Evangelien gewinnt, werdet ihr feststellen, dass das Reich Gottes
Jesus Christus ist. Wenn ihr in Christus lebt, dann lebt ihr im
Reich Gottes, und ihr wisst, indem der Heilige Geist euch
Christus lehrt, was das Reich in jeder Einzelheit bedeutet. Das
Reich Gottes ist zuest einmal nicht irgend eine Sache. Wenn das
Reich Gottes etwas Universelles wird, dann wird es ganz
einfach der Ausdruck und die Manifestation Christi sein. Das ist
alles. Ihr kommt in und durch Christus zum Reich Gottes; und
dasselbe trifft auf alles andere zu.
Was ist Heiligung?
Auch sie ist keine Lehre. Sie ist überhaupt kein «es». Sie ist
Christus. Er wurde uns zur Heiligung gemacht (1. Kor. 1,30). Wenn
ihr in Christus seid und wenn der Heilige Geist euch Christus
lehrt, dann wisst ihr alles über die Heiligung. Und wenn er das
nicht ist, dann habt ihr zwar eine Theorie und Lehre von der
Heiligung, aber sie wird euch von andern Christen trennen, und
sie wird jede mögliche Zahl von Christen in Schwierigkeiten
bringen. Vielleicht hat die Lehre von der Heiligung als eine
Sache mehr Christen in Schwierigkeiten gebracht als irgend eine
andere Sonderlehre, nur indem sie zu einer Sache gemacht wurde,
anstatt dass wir Christus als unsere Heiligung bewahrt haben.
Ich sage das nur,
weil ich etwas zu erklären versuche ... nämlich, dass wir uns
in der Schule Christi befinden müssen, wo uns der Heilige Geist
keine Dinge lehrt; weder eine Lehre von der Gemeinde, noch von
Heiligung, noch von der Wiederkunft, noch von irgend einer Sache
oder irgend einer Anzahl von Dingen; Er lehrt uns vielmehr
Christus. Was ist denn Adventismus? Was ist das Kommen des Herrn?
Nun, es ist ganz einfach dies, dass der Herr kommt! Und
was ist dieses Kommen des Herrn? Nun, gerade ein solches Wort
gibt uns den Schlüssel: Er wird kommen, um in Seinen Heiligen
verherrlicht, und in all denen, die geglaubt haben, bewundert zu
werden (2. Thess. 1,10). Ihr seht, es ist die Vollendung von
etwas, das schon lange auf eine innere Weise im Gange war. Wie
nun kann ich am besten wissen, dass das Kommen des Herrn nahe
gekommen ist? Nicht vor allem durch prophetische Zeichen, sondern
durch das, was in den Herzen des Volkes Gottes vor sich geht. Das
ist das beste Zeichen der Zeit, nämlich, was der Geist Gottes im
Volk Gottes tut. Doch ihr seid nicht daran interessiert. Ihr
wollt viel eher wissen, was zwischen Deutschland und Russland
geschehen wird, ob diese beiden es schliesslich schaffen werden,
eine grosse Konföderation zu bilden! Wie weit bringt uns das?
Wohin hat uns denn all das Gerede über das wieder auferstandene
römische Weltreich gebracht? Das ist Adventismus als eine Sache.
Solange wir uns nahe an Ihn halten, der die Summe aller Wahrheit
ist, und uns mit Ihm bewegen und Ihn lernen, werden wir den Lauf
der Dinge verstehen. Wir werden wissen, was dann unmittelbar
bevorsteht. Wir werden in unseren Herzen das Flüstern der
Vorbereitung haben. Die beste Vorbereitung auf die Wiederkunft
ist die, den Herrn zu kennen. Damit habe ich nicht gesagt, dass
es mit der Prophetie nichts auf sich habe; bitte missversteht
mich nicht. Aber ich weiss, dass es eine Menge von Leuten gibt,
die ganz von der Prohetie als einer Sache in Anspruch genommen
sind, deren geistliches Leben nichts wert ist und die
tatsächlich keinen tiefen inneren Wandel mit dem Herrn haben.
Wir haben dies so oft gesehen.
Ich werde nie
vergessen, wie ich anlässlich eines Besuches der Vereinigten
Staaten in eine der grossen Städte kam, wo ich eine Woche lang
sprechen sollte. Alles war so arrangiert, dass meine erste
Botschaft so angesetzt war, dass sie unmittelbar auf die letzte
Botschaft eines Mannes folgte, der eine Woche vor mir da war;
dieser hatte während der ganzen Woche über Prophetie
gesprochen. Ich besuchte noch die letzte Versammlung, wo seine
letzte Botschaft die Zeichen der Zeit zum Inhalt hatte. Die Leute
hatten die Notizbücher gezückt und schrieben alles auf, sie
waren fasziniert. Es war alles äusserlich, alles objektiv; es
ging um Dinge wie das wieder-erstandene römische Weltreich und
das zurück gewonnene Palästina. Ihr kennt all das. Dann endete
er, aber die Leute erwarteten noch mehr, die Notizbücher lagen
bereit. Da legte der Herr mir aufs Herz, dass das erste Wort sein
sollte: «Und jeder, der diese Hoffnung auf Ihn hat, reinigt sich
selbst wie Er rein ist» (1. Joh. 3,3); ich sollte also über die
geistliche Auswirkung dieser Hoffnung sprechen. Daran aber waren
sie nicht interessiert. Die Notizbücher verschwanden, die
Schreibstifte wurden weggelegt. Sie hatten kein Interesse dafür,
dass ich versuchte, dem Herrn darin sehr treu zu sein, was all
dies auf eine innere Weise bedeuten sollte, dass wir uns dem
Herrn anpassen sollten, und so weiter. Sie sehnten sich nur
danach, dass die Versammlung beendet wurde. Als ich endete
ja, sie warteten kaum bis ich zu Ende war standen sie auf
und waren draussen.
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