Das Neue Zeitalter des Heiligen Geistes
von
T. Austin-Sparks
Das Buch, das den Titel
«Apostelgeschichte» trägt, ist dasjenige, das ein neues
Zeitalter einführt; es markiert das Ende einer bestimmten
Zeitdauer, eines bestimmten Zeitraumes, und den Beginn einer
neuen Zeit, eines neuen Zeitalters. Doch schildert es nicht nur
diesen Wechsel; es zeigt auch den Charakter des neuen Tages auf.
Unter den vielen wichtigen Dingen, die das Volk Gottes aufs Neue
erkennen sollte, ist auch dies, nämlich die wahre göttliche
Natur des neuen Tages, der mit den Ereignissen begann, die in
diesem Buch geschildert werden.
Der überlieferte und allgemein anerkannte
Titel des Buches ist jedoch nur begrenzt richtig, ja, bis zu
einem gewissen Grade sogar irreführend. Ihr dürft nicht
vergessen, dass der Verfasser seinem Buch nie diesen Titel
gegeben hat. Lukas, der es schrieb, nannte es weder
«Apostelgeschichte», noch «die Taten der Apostel», auch nicht
«die Taten des Heiligen Geistes». Er gab ihm überhaupt keinen
Titel. Wenn es überhaupt je einen Titel hatte, befindet er sich
in seiner Einleitung, und dies auch nur beiläufig. «Den ersten
Bericht habe ich verfasst... von allem, was Jesus angefangen hat,
zu tun und auch zu lehren», und was wir daraus schließen
können, ist, dass es sich um einen weiteren Bericht von all dem
handelt, was Jesus angefangen hat zu tun und zu lehren.
Ich sagte, der überlieferte Titel
«Apostelgeschichte» sei nur begrenzt gültig, und bis zu einem
gewissen Grade sogar irreführend; dafür gibt es folgenden
Grund: Er legt die Betonung zu sehr auf die Aktivität ,
und dadurch verdunkelt er die Natur dieser Aktivität, die wahre
Natur dessen, was eingeführt wurde, das wahre Wesen der Dinge;
es verdunkelt weit gehend die Tatsache, dass dieses neue
Heilszeitalter absolut geistlicher Natur ist, und
zwar in jeder Hinsicht.
Wir wissen, dass Begriffe wie «Taufe mit
dem Heiligen Geist», «die Erfüllung mit dem Geist», alles was
mit dem Gebrauch des Wortes «Pfingsten» gemeint ist, von
Menschen aufgegriffen und im Sinne von Manifestationen, von
Dingen, die äußerlich wahrgenommen werden können, von
Aktivitäten, Werken, die in einer bestimmten Art von Hitze,
Enthusiasmus, Kraft und Konkretheit geschehen, interpretiert
wurden. Ihr kennt die allgemeine Mentalität, die vorherrscht,
wenn von der Erfüllung mit dem Geist die Rede ist. Sofort
springt unser Geist zu bestimmten Formen von Manifestationen
über. Aber das ist nicht das Entscheidende. Das Grundlegende
ist, dass etwas vollständig anders geworden ist, das neue
Zeitalter hat einen neuen Charakter angenommen. Und dies
bedeutet, dass in diesem Zeitalter alles wesensmäßig und
absolut geistlich ist.
Ich glaube, Paulus hat in seinem ersten
Brief an die Korinther zwar nicht mit diesem Gegenstand
vor Augen, doch unter der Leitung und Inspiration desselben
Geistes eine vollständige Zusammenfassung dessen gegeben,
was dieser Wechsel wirklich darstellt. Sie taucht in einem Satz
in 1. Korinther 15,46 auf: «Aber das Geistliche ist nicht
zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistliche». Zuerst
das Natürlich, dann das Geistliche. Das will mit andern Worten
besagen, dass die vergangene Zeit natürliche Tage waren, Tage,
in welchen göttliche Dinge sich auf natürliche Weise, auf
natürlichem Grund, manifestierten. Man konnte sie alle mit einer
natürlichen Wahrnehmung begreifen, die Menschen konnten sie
sehen, sie konnten es fühlen. Dieser ganze Bereich von Gottes
Aktivität konnte auf natürliche Weise beobachtet werden. Jetzt
aber ist das vorbei.
«Und danach wird geschehen...»; «danach
das Geistliche». Das repräsentiert eine göttliche Ordnung und
eine festgelegte Ökonomie in der Anordnung der Geschichte dieser
Welt. Zuerst kommt bei allem das, was natürlich ist; danach das
Geistliche, und dieses Buch (wir werden weiterhin den
überlieferten Titel «Apostelgeschichte» verwenden) ist das,
was «danach» kommt, also das Geistliche. Und etwas vom
Wunderbarsten ist, dass dieses Buch das Alte Testament enthält
und es direkt in den geistlichen Bereich hinüber transponiert.
Wenn ihr zu den ersten Kapitel des Propheten
Ezechiel zurückkehrt, findet ihr alle göttlichen Absichten und
Gedanken im voraus dargestellt; die Ratschlüsse und Vorsätze
Gottes treten ins Gesichtsfeld die Räder und die
Lebewesen und der Geist in den Rädern: die göttlichen
Ratschlüsse, die Vorsätze Gottes in Bewegung, und sie alle
befinden sich unter der Herrschaft dieses Einen, der auf dem
Thron sitzt. All diese göttlichen Bewegungen bezüglich der
göttlichen Absichten in Verbindung mit einem Volk für Gott
unterstehen alle der Herrschaft desjenigen auf dem Thron; und sie
bewegen sich gerade aus, sie wenden sich nicht seitwärts
während sie gehen. Sie weichen nicht ab, sie werden auch nicht
behindert. Sie gehen gerade aus, weil da Einer ist, der den Platz
absoluter Souveränität einnimmt, und nichts, wie anders es auch
immer aussehen mag, kann Seine Vorsätze wirklich ablenken. Und
so finden wir in diesem Buch «Apostelgeschichte» am Ende
was immer auch wie eine Ablenkung, oder eine Unterwanderung, eine
Behinderung oder ein Widerspruch aussehen mag, und wie sehr es
auch außerhalb des geraden Weges scheinen mag dass alles,
von einer regierenden Hand gezwungen, auf dem Weg ist, Gottes
Ziel zu erreichen, es zu erfüllen und nicht zu verhindern. Er
geht gerade aus. Und dies wegen des Menschen in Herrlichkeit.
Ja, Er ist der Sohn Gottes, Gott selbst,
aber es geht um den MENSCHEN («Ich sehe den Menschensohn...»).
Als Mensch ist Er die volle Verkörperung der Vollendung von
Gottes Gedanken hinsichtlich des Menschen, wie sie schließlich
sein wird: der Mensch, der schließlich Gottes Bereich einnehmen
wird; und als Menschensohn ist er eingesetzt, inthronisiert, als
das vollkommene Modell von dem etabliert worden, wie die Dinge
einmal sein werden. Und Gott verfolgt diesen gerade Kurs in der
Kraft des Geistes auf dieses Ende hin, die Dinge dem Menschen in
der Herrlichkeit entsprechend zu haben.
Pfingsten in seiner Auswirkung, oder die
Gegenwart des Heiligen Geistes hier, bedeutet, dass diejenigen,
in denen der Geist operiert und Seinen Weg gehen kann, nie zur
Ruhe gelangen werden, solange sie nicht Gottes vollen Gedanken
für sie selbst und für andere erreicht haben; was dort
der Fall ist, sollte auch hier gefunden werden was für
Christus, den Menschen in Herrlichkeit, zutrifft, sollte hier in
noch größerem Maße in diesem neuen Menschen, in der Gemeinde,
im Leib, zum Ausdruck gebracht werden. Was ist der Ort der
Herrlichkeit, wo Gott wohnen wird? Es ist kein Ort auf dieser
Erde, der geographisch geortet oder materiell konstruiert werden
kann. Er ist ein geistliches Heiligtum, eine Wohnung Gottes durch
den Geist. Es ist etwas, das geistlich konstruiert, konstituiert
und vollendet wurde, und da wird Seine Bleibe, Seine Wohnung
sein. Und es wird der Ort Seiner Herrlichkeit für alle Zeitalter
sein, für immer und ewig.
Was ist es denn wirklich? Mit andern Worten:
es ist die Verwirklichung (des Gedankens Gottes) in einem Volk
von dieser Gleichförmigkeit mit dem Bild Seines Sohnes. Gott
arbeitet durch Seinen Geist daran, uns zu einer herrlichen
Gemeinde zu machen, die weder Flecken noch Runzeln oder etwas
dergleichen hat, für Seine Wohnung. «Und ich sah die heilige
Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herab kommen
... und sie hatte die Herrlichkeit Gottes» (Offenb. 21,2-3;
10-11). Dies ist nichts anderes als der gemeinschaftliche Mensch
in Christus, vollendet und verherrlicht. Das ist eine Vision von
Christus und von dem, was Christus in den Gedanken und Absichten
Gottes bedeutet. Es ist eine Offenbarung dessen, wofür der
Heilige Geist gekommen ist, und auch eine Erklärung dafür, was
der Heilige Geist tut, um all das in uns zu beseitigen, was nicht
verherrlicht werden kann! Nachdem Er durch das Evangelium Leben
und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat, arbeitet Er auf
den Tag hin, da dieses Verderbliche Unverderblichkeit, dieses
Sterbliche Unsterblichkeit anziehen, und der Tod in Sieg
verschlungen wird; da die Gemeinde eine herrliche Gemeinde sein
wird, wo Gott ohne Einschränkung gefunden und in der Er in
Seinem Universum angebetet werden wird.
Der Mensch in Herrlichkeit, erhöht zur
Rechten Gottes, etabliert und eingesetzt, ist die gesicherte
Verwirklichung von Gottes Ziel. Er kann nicht ohne Seine Glieder
dorthin gelangen. Er kann nicht allein dorthin kommen. Die
Gegenwart Christi, des Menschensohnes, dort würde für Ihn
bedeutungslos, wenn die Gemeinde nie dorthin käme, wenn sie Ihm
nie ähnlich würde; es würde überhaupt kein Sinn darin liegen.
Er ist ja schließlich «der Erstgeborene unter vielen
Brüdern»; «Er bringt viele Söhne zur Herrlichkeit». Der
Geist der Sohnschaft ist nicht gekommen, um irgend etwas zu
versuchen oder zu unternehmen, auch nicht mit der bloßen
Hoffnung, dass es irgend einmal soweit kommen könnte. Er ist mit
der ganzen Souveränität dessen gekommen, der bereits dort ist,
und es wird genau so sein.
Lasst euren Glauben darin zur Ruhe kommen.
Wie viele Fragen ihr auch im Blick auf euch selbst noch haben
mögt, wie oft ihr auch an euch selbst verzweifeln und an den
Punkt gelangen mögt, wo ihr aufgeben möchtet wer immer
sein eigenes Herz kennt, kennt nicht die immer wiederkehrende
Versuchung, das zu tun? Doch wir brauchen zu verzweifeln. Es gibt
eine andere Sicht; da geht etwas anderes vor sich. Der Geist ist
gekommen, Er ist in uns. Er sieht Einen zur Rechten Gottes, und
trotz unserer Verzweiflung an uns selbst, trotz der Entmutigung
und der Unmöglichkeit, die wir in uns vorfinden mögen, der
Geist Gottes hält uns fest mit dem Menschen in Herrlichkeit
zusammen und führt Sein Werk fort; und erst wenn wir den Glauben
an die Allmacht des Geistes Gottes preisgeben, verlässt
uns die Hoffnung die Verzweiflung setzt sich in uns fest. Solange
wir glauben, dass der Geist Christi in der ganzen Allmacht des
erhöhten Menschensohnes gekommen ist und dass Er in uns ist, um
das Werk zu vollbringen, springt ewig Hoffnung auf; wir brauchen
nicht zu verzweifeln. Er wirkt in Souveränität.
Ich glaube, dass dieses Buch der
«Apostelgeschichte» dieses eine laut und deutlich sagt: Vom
Himmel her ist der Geist des allmächtigen Gottes in
Souveränität gekommen, um die Dinge auszuführen. Soll doch
Herodes tun, was immer ihm beliebt; mögen die Könige und die
Nationen ihre Beratungen abhalten; mögen alle Umstände gegen
uns arbeiten; mögen Satan und alle seine Heerscharen operieren;
die Gemeinde schreitet voran, und eben diese Dinge werden im
Triumphzug Christi mitgeführt und müssen den göttlichen Zielen
dienen. Alle Widerfahrnisse arbeiten an der Verbreitung des
Evangeliums, und gerade die Dinge, die wie Desaster und
Katastrophen aussehen, erweisen sich auf die Dauer als solche,
die unter der Souveränität des auferstandenen Herrn
zusammengewirkt haben. Der Geist Gottes hat die Verantwortung
übernommen.
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