Die Schlact um das Leben
von
T. Austin-Sparks
Kapitel 4 - Das Zeugnis der Gemeinschaft Zwischen Christus und der Gemeinde
Schriftlesung: Johannes 17
Während wir dieses Kapitel stets vor uns
haben, wollen wir uns zwei andern Schriftstellen zuwenden.
1. Tim. 3,16: «Wahrhaftig, das Geheimnis
der Religion ist groß: Er wurde offenbar im Fleisch,
gerechtfertigt im Geist, geschaut von den Engeln, verkündet
unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die
Herrlichkeit».
Bevor wir uns noch die anderen Stelle
vornehmen, sollten wir beachten, dass das Wort, das hier mit
«Religion» übersetzt wird, im Neuen Testament einzigartig ist.
Es ist nicht das Wort, das gewöhnlich für Frömmigkeit
verwendet wird. Eigentlich meint es die göttliche Natur, und
richtiger würde es so heißen: «Groß ist das Geheimnis der
göttlichen Natur, das im Fleisch sichtbar wurde». Wir
erwähnen dies, weil es die Schwierigkeit beseitigt, die diese
Schriftstelle so lange umgeben hat.
2. Eph. 5,30-32: «Denn wir sind Glieder
Seines Leibes. Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und sich mit seiner Frau verbinden, und die beiden werden ein
Fleisch. Dies ist ein tiefes Geheimnis. Ich sage es im Hinblick
auf Christus und die Kirche».
In diesen beiden Abschnitten, glaube ich,
haben wir eine Interpretation von Kapitel 17 des
Johannesevangeliums. Nehmt zum Beispiel diesen Abschnitt im
Timotheusbrief, achtet auf jede einzelne Aussage und übertragt
sie in jenes Kapitel im Johannesevangelium; ihr werdet sehen,
dass eine doppelte Beziehung dazu vorliegt. Erstens der Bezug auf
Christus persönlich; zweitens der Bezug auf diejenigen, die
Seine Gemeinde darstellen.
«offenbar
im Fleisch»
Die göttliche
Natur wurde im Fleisch offenbar. Es ist wohl kaum nötig, dass
wir Zeit darauf verwenden, diesen Satz auf Christus zu deuten.
Zweifellos spricht er von Christus; Er ist derjenige, der hier
hinein passt. Tatsächlich war Er Gott, der im Fleisch offenbar
wurde, und tatsächlich nahm die göttliche Natur in Ihm
fleischliche Gestalt an. Johannes 17 weist entschieden auf diese
Tatsache hin:«sie haben geglaubt, dass du mich gesandt hast»
(Vers 8).
Dann aber führt Johannes 17 den Gedanken
weiter zur Gemeinde, und, obwohl es noch nicht die Enthüllungen
der späteren neutestamentlichen Schriften wider gibt, als der
Heilige Geist gekommen war, um die Fülle der Wahrheit zu
eröffnen, deutet es doch klar die Wahrheit an und spricht davon,
dass sie erfüllt werden wird. Ja, wir können sogar sagen, es
stelle jene Wahrheit bereits vor: «Ich in ihnen...»
(Vers 23). Dies deutet klar auf eine Gemeinschaft hin, die als
Organismus konstituiert worden ist, als einen Leib, dessen erste
Glieder sie sind: der Kern. dem andere ständig hinzugefügt
werden würden durch die Verkündigung des Evangeliums. Und,
indem sie ihren Platz in dem so geformten Leib einnehmen würden,
würden alle, die glauben, zu einem Gefäß des Zeugnisses, zu
einer Verkörperung von Ihm werden. Später wird es der Apostel
auf diese Weise ausdrücken: «Durch sie wurden uns die
kostbaren und großen Verheißungen gegeben, damit ihr an der
göttlichen Natur Anteil erhaltet; doch ihr müsst der
verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entfliehen» (2.
Petrus 1,4). Obwohl stets eine Kluft, eine Trennung, ein
Unterschied zwischen diesem und der Annahme bestehen bleiben
wird, dass wir dadurch zu Gott werden und an der Gottheit Anteil
bekommen sollen, ist es dennoch wahr, dass die wunderbare und
große Wirklichkeit, in die wir alle gerufen worden sind, die
Bildung eines Leibes ist, dem Christus inne wohnt, von dem es
heißt, die göttliche Natur sei im Fleisch offenbar geworden.
Eines, das damit (mit der Fleischwerdung Christi) beabsichtigt
war, war die Tatsache, dass die Manifestation mit der Rückkehr
Christi in die Herrlichkeit in dieser Welt nicht aufhören
sollte, sondern dass die irdische Manifestation der göttlichen
Natur in Seinem Leibe fortgesetzt werden sollte, wie sie sich in
Ihm selbst ereignet hatte. Das ist eine wunderbare und herrliche
Wahrheit. Es ist eine wunderbare Berufung.
Aber solche Dinge sind stets sowohl
Prüfungen als auch Zeugnisse, sowohl Heraus-forderungen als auch
herrliche Wahrheiten. Was der Herr ständig mit Seinem Volk tun
möchte, mehr und mehr jedoch gegen das Ende hin, ist, sie mit
der wahren Natur ihrer Berufung zu konfrontieren, und zu
verlangen, dass es ihr entspricht. Das erste, wozu die Gemeinde
in Bezug auf Christus berufen ist, ist dies, dass sie Seine
Mani-festation ist - die göttliche Natur im Fleisch offenbar
geworden. «Ich in ihnen... ». Die Berufung der Gemeinde
ist es, hier auf Erden ein Zeugnis für die Gegenwart, für die
lebendige Gegenwart des Herrn aufrecht zu erhalten (maintain).
Dies mag elementar klingen, aber es ist gar nicht so elementar,
wenn ihr berücksichtigt, wie die Dinge heute liegen. Man ist von
dem, was heute existiert, versucht zu glauben, der Zweck der
Gemeinde auf Erden bestehe darin, religiöse Gottesdienste
abzuhalten und alle möglichen guten, karitativen Werke zu tun,
sozusagen, die Religion auf Erden am Leben zu erhalten. Das ist
alles gut gemeint, es sind lauter gute Absichten dabei! Aber
vieles kann in diesen Zusammenhang gebracht werden und wird auch
in diesen Zusammenhang gebracht. Fast alles fällt in diese
Kategorie.
Ich las von einer Kirche in Amerika, die
einen berühmten Tänzer einlud, um die Predigten, die Wahrheiten
des Neuen Testaments, vor der versammelten Gemeinde zu tanzen. Es
ist furchtbar tragisch - da kam also einer in der Aufmachung
eines Tänzers und tanzte vor der «Gemeinde», in der Meinung,
er würde so neutesta-mentliche Wahrheit vorführen; dabei wird
noch mit der Schrift argumentiert: «(David) tanzte vor dem
Herrn» (2. Samuel 6,16). Dies bedeutet jedoch nichts
anderes, als dass auf diese Weise die Welt des Theaters in die so
genannte Kirche herein gebracht würde. Das ist natürlich ein
extremes Beispiel, aber auch dies fällt unter das Bemühen, die
Religion lebendig zu erhalten, und es gibt genügend Argumente,
es als etwas Gutes hinzustellen. Es ist jedoch eine
fürchterliche und ernste Abweichung von der Wahrheit, und im
Licht von so etwas müssen wir zurückgehen und noch einmal genau
hin sehen, wofür denn die Gemeinde wirklich da ist. Die Gemeinde
wird im Neuen Testament als etwas geoffenbart, das konstituiert
wurde, um in dieser Welt ein Zeugnis für die lebendige Gegenwart
des Herrn, des Christus Gottes, aufrechtzuerhalten - sie sollte
eine Verkörperung von Ihm sein. Nichts Geringeres als dies, und
nichts anderes als dies rechtfertigt es, dass etwas weiter
geführt wird, das für sich den Namen «Gemeinde» beansprucht
(d.h. mit andern Worten: Alles, was sich Gemeinde nennt und nicht
ein Zeugnis für die lebendige Gegenwart des Herrn Jesus ist, hat
keine Daseinsberechtigung mehr). Wenn Männer und Frauen der
Gemeinde begegnen, sei es in Gestalt einer Versammlung, oder in
den einzelnen Gliedern beim täglichen Lebenswandel, sollten sie
die Gegenwart des Herrn wahrnehmen; sie sollten gezwungen sein,
die Gegenwart von etwas anzuerkennen, das nicht gewöhnlich,
nicht natürlich ist; sie sollten nicht nur Männer und Frauen
wahrnehmen. Die Gegenwart des Herrn in der Versammlung des Volkes
Gottes sollte bedeuten, dass Fremde, Gottlose, wenn sie
hereinkommen, sagen müssen: «Gott ist in eurer Mitte». Dies
ist das Zeugnis, für das die Gemeinde ins Dasein gerufen wurde.
Wir können auf keinem andern Grund
weiterfahren. Wir wollen nicht einfach im Allgemeinen auf
vorherrschende Zustände hinweisen, sondern uns selbst die Frage
vorlegen. Das Einzige, was unser Zusammensein hier als das Volk
des Herrn rechtfertigt, ist dies, dass das Zeugnis für die
Gegenwart des Herrn in Form von Leben in unserer Mitte das eine,
hervorstechende Merkmal unter uns ist, und dass irgendwie das
Bekenntnis abgelegt wird, dass der Herr in der Mitte dieses
Volkes ist. Wenn wir dies verlieren, haben wir unsere Berufung
verloren. 0, wenn wir doch das sehen könnten! «Ich in
ihnen...»
Das also ist das Geheimnis der göttlichen
Natur, wie es in Christus im Fleisch geoffenbart wurde und nun in
den Seinen seine Fortsetzung findet. «Dieses Geheimnis ist
groß: Ich rede aber von Christus und der Gemeinde».
«Gerechtfertigt
im Geist»
Was bedeutet das? Wann wurde der Herr Jesus
im Geist gerechtfertigt? Denn zweifellos bezieht sich dieses Wort
zu allererst auf Ihn. Was ist die Bedeutung dieses
«gerechtfertigt im Geist?» Ich glaube, dies ist die Antwort: Seine
Auferstehung. Ich glaube, dass die Rechtfertigung des Herrn
Jesus darin besteht, dass Gott Ihn von den Toten auferweckte. Es
mag noch eine weit reichendere Bedeutung darin stecken, eine
breitere Erklärung, aber ich glaube, sie ist das Herz der Sache:
Seine Rechtfertigung geschah, als Gott Ihn von den Toten
auferweckte. Petrus sagt von Ihm, Er sei im Fleisch gekreuzigt,
im Geist aber auferweckt worden (l. Petr. 3,18). Als Gott im
Blick auf jenen Tod intervenierte und Ihn von den Toten
auferweckte, rechtfertigte Er Ihn. Das war Seine Rechtfertigung.
Er stand dann vor Gott auf einer Stufe, wo alle Sünde, deren
Gericht er freiwillig duldete, beseitigt worden war; wo jede
einzelne Verurteilung, die sich auf Ihn legte, als Er für uns
zur Sünde gemacht wurde, vernichtet wurde. Nachdem alle Sünde,
die auf Ihn gelegt wurde, durch das Kreuz beseitigt war, weckte
Gott Ihn auf; Er befindet sich nun an einem Ort, wo Er
gerechtfertigt ist: Er ist der Gerechtfertigte, Jesus Christus,
der Gerechte. Diese Rechtfertigung bezieht sich auf etwas anderes
als auf die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, die Er in sich selbst
schon immer war; vielmehr bezieht sie sich auf die Gerechtigkeit,
auf die Heiligkeit, die Ihm zukommt, nachdem Er Mensch wurde, zur
Sünde gemacht wurde und die Sünde im Gericht beseitigt hatte,
so dass Gott gerecht blieb und der Rechtfertiger von allen wurde,
die glauben. Als Gott Ihn von den Toten auferweckte, war dies
Gottes großer Akt der Rechtfertigung des Herrn Jesus.
Nun, wo finden wir «Auferstehung» in
Johannes 17? «Wie du ihm Macht gegeben hast über alles
Fleisch, dass, was immer du ihm gegeben hast, er ihnen ewiges
Leben gebe» (Vers 2). Es gibt kein ewiges Leben, es sei denn
auf der Grundlage der Auferstehung, und hier spricht Er, als
wäre Er bereits auferstanden. Wie oft in diesem Kapitel
verwendet der Herr diesen Satz: « ... die du mir gegeben
hast». Er gibt denen, die der Vater Ihm gegeben hat, drei
Dinge: - Er gibt ihnen ewiges Leben (Vers 2); - Er gibt
ihnen die Offenbarung vom Namen des Vaters (Vers 6); - Er
gibt ihnen die Worte Gottes (Vers 8).
Er gibt ewiges Leben. Ewiges Leben ist die
Frucht Seines Todes und Seiner Auferstehung. Man könnte nicht
von ewigem Leben sprechen, wäre der Tod nicht (durch die
Auferstehung) zunichte gemacht worden, wären nicht alle
Möglichkeiten, dass es verdorben werden könnte, aufs äußerste
beseitigt (abolished) worden. Dieses Leben gehört uns aufgrund
der Tatsache, dass Christus den Tod zerstört hat, und dass Er
für uns in ein Leben eingegangen ist, das keinen Tod mehr kennt.
Welches ist die Berufung der Gemeinde? Sie
wurde erweckt (raised), um in dieser Welt das Zeugnis eines
Lebens aufrecht zu erhalten, das über den Tod triumphiert. Wie
oft wurde das schon gesagt! Es ist das Herzstück des Wortes
Gottes an uns für diese Konferenztage: die Kraft eines todlosen
Lebens, eines Lebens, das vom Tod weder besiegt noch ausgelöscht
werden kann. Dies wird in Johannes 17 dem Hintergrund einer Welt
entgegen gestellt, die feindselig, gegnerisch und hasserfüllt
ist: «...die Welt hasste sie» (Vers 14); «Ich bitte
nicht, dass du sie aus der Welt herausnehmen sollst, sondern dass
du sie vor dem Bösen bewahrst» (Vers 15; das Wort steht in
der männlichen Form). Hier ist ein Böser vorhanden und eine
hasserfüllte Welt, und jede geistliche Person wird euch sagen,
dass dies Tod ist; dass der Geist und die Macht des Todes das
Volk des Herrn umschließt. Der Herr bittet nicht darum, Seine
Gemeinde möge aus der Welt herausgenommen werden; vielmehr soll
sie, da sie in ihr existiert, ein Zeugnis im Gegensatz zum Geist
des Todes sein. Es ist das Zeugnis eines Lebens inmitten von Tod.
Die Herausforderung bezüglich der Treue der Gemeinde, bezüglich
ihres Dienstes, ihrer wahren Berufung, besteht darin, dass sie
zeigt, ob ihr Zustand Zeugnis davon ablegt, dass sie nicht vom
geistlichen Tod überwunden wird, dass sie wirklich ein Leben zum
Ausdruck bringt, das stärker ist als die Macht des Todes und
alles, was sie umgibt.
Denke nicht, das Wort «Gemeinde» habe
nichts mit dir zu tun; die Gemeinde sei etwas, das unabhängig
von dir existiere. Wir müssen das alles auf uns persönlich
anwenden, denn wenn wir in lebendiger Verbindung mit Christus
leben, sind wir Glieder von Ihm, dann sind wir (automatisch) ein
Teil der Gemeinde, die Sein Leib ist, und das, wovon wir reden,
gilt sowohl für uns persönlich als auch gemein-schaftlich. Es
ist nicht für uns alle möglich, den Vorteil einer kollektiven
Gemeinschaft des Volkes des Herrn zu genießen. Einige von uns
müssen an Orten aushalten, wo sie verzweifelt allein sind. Es
kann sein, dass es dort nicht sehr viel geistliches Leben gibt,
wo wir sind, nicht viel Hilfe von Seiten einer geistlichen
Gemeinschaft. Dennoch gilt dieses Wort auch für solche. Wir
haben es nicht nur mit der Verantwortung und der Herausforderung
zu tun, sondern mit der herrlichen Tatsache, dass das, wozu wir
berufen wurden und was der Herr vorbereitet und bestimmt hat,
dies ist, dass Sein Volk hier - ob es nun die Möglichkeit hat,
sich mit allen Vorteilen, die damit verknüpft sind, zu
versammeln, oder ob die Gläubigen zerstreut und isoliert sind -
in sich Sein Leben besitzt, das die Macht des Todes um es herum
überwindet.
Wenn dies als des Herrn Willen geoffenbart
worden ist, wollen wir zu allererst deutlich aussprechen, dass
die Verwirklichung eines solchen Zeugnisses möglich ist, und
dann, wenn wir die Tatsache akzeptiert haben, dass es möglich
sein muss, weil es des Herrn Wille ist, dafür einzustehen. Was
euch und mich betrifft, lasst uns in unserem Geist für diesen
lebendigen Ausdruck des auferstandenen Herrn stehen, der den Tod
überwinden wird, den wir rund um uns herum sehen und der uns
niederdrückt - den Bösen und den Hass der Menschen. Der Herr
sagte: «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt
herausnehmen sollst, sondern dass du sie bewahrst...». Die
Kraft in ihnen ist die Kraft Seines Auferstehungslebens.
Was wir soeben gesagt haben, befindet sich
in voller Übereinstimmung mit der größeren Offenbarung des
Epheserbriefes: «die überschwängliche Größe Seiner Kraft
an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Kraft Seiner
Stärke, die Er in Christus wirksam werden ließ, als Er Ihn von
den Toten auferweckte und Ihn zur Rechten Gottes in himmlischen
Örtern Platz nehmen ließ, hoch über allem...» (Eph.
1,19-21): « ... an uns, den Glaubenden». Dafür müssen
wir kräftig und entschieden einstehen, denn das ist das Zeugnis
des Herrn Jesus.
«Gerechtfertigt im Geist». Was ist die
Rechtfertigung der Gemeinde? Es ist dies, dass sie auf
Auferstehungs-grund steht und Auferstehungsleben manifestiert.
Gepriesen sei Gott! Was unsere Errettung betrifft, sind wir
aufgrund der Tatsache gerechtfertigt, dass wir mit Christus
auferweckt worden sind. Für uns gilt: Wenn wir mit Ihm zusammen
auferweckt worden sind, sind wir auch (mit Ihm) gerechtfertigt
worden. Gott hätte uns nie in eine Auferstehungsverbindung mit
Sich Selbst bringen können, ohne uns auch zu rechtfertigen. Was
jedoch unsere Berufung betrifft, so sind wir nur dann
gerechtfertigt, wenn wir das Zeugnis Seiner Auferstehung (in uns)
aufrechterhalten (und manifestieren). Es ist jene Art von
Rechtfertigung, die für unseren Dienst, für unsere Funktion als
(Seine) Werkzeuge gilt.
«Gesehen
von Engeln»
Nach Seiner Auferstehung wurde Er von Engeln
gesehen. Wir brauchen nur zu den Evangelien zurückzugehen, um
nach Seiner Auferstehung die Anwesenheit von Engeln nachzuweisen.
Da war jener Engel, der den Stein weg rollte. Da waren zwei, die
beim Grabe saßen. Da waren jene Engel, die vom auferstandenen
Herrn sprachen und gewissen Frauen genau sagten, wo sie Ihn
finden konnten. Ja, Engel sahen Ihn nach Seiner Auferstehung.
Nun, in welchem Zusammenhang steht die Gemeinde damit? 0, die
Gemeinde steht auf wunderbare Weise in Beziehung dazu. öffnet
nochmals den Epheserbrief und lest: «Damit jetzt den
Fürstentümern und Gewalten in himmlischen Örtern durch die
Gemeinde die mannigfaltige Weisheit kund getan werde» (Eph.
3,10). Ich glaube, es besteht kein Zweifel, dass diese Bezugnahme
auf Fürstentümer und Gewalten auch die nicht gefallenen
himmlischen Wesen einschließt, nicht nur die diabolischen. Mir
ist nicht bekannt, dass Engel Satans Unterweisung über die
mannigfaltige Weisheit Gottes benötigen; vielmehr offenbart Gott
sich auf wunderbare Weise Seinen eigenen Engeldienern durch das,
was Er durch die Gemeinde tut. Ich kann das nicht verstehen, es
geht über mein Begreifen. Aber die Aussage ist da. Es wird klar
ausgesagt, dass Gott Fürstentümer und Gewalten im Blick auf
sich selbst und auf Seine Aktivitäten in der Gemeinde belehrt.
Das bedeutet nichts Anderes, als dass es einen Bereich geistiger
Intelligenzen gibt, sehr hohe geistige Intelligenzen, engelhafte
Intelligenzen, die durch die Gemeinde Unterweisung empfangen.
Gewiss ist dies etwas von sehr großer Bedeutung.
Sehr oft scheint es in Zeiten des Leidens,
der Prüfung, der Gegnerschaft; in Zeiten, da Satan uns hart
unterdrückt - sehr oft scheint es uns dann ein schwacher Trost
zu sein, wenn man uns sagt, dass, obwohl man die Bedeutung alles
dessen nicht sehen könne, Gott Engel unterweise, und dass
Fürstentümer und Gewalten die Nutznießer von allem seien. Das
schenkt uns selbst wenig Trost, aber wenn wir verstehen würden,
dann würden wir glaub ich erkennen, dass selbst wenn wir
in solchen Zeiten keinen großen Dienst verrichten auf Erden,
dennoch ein großer Dienst vor sich geht im Zusammenhang mit
Fürstentümern und Gewalten, und zwar so, dass Gott uns als
Werkzeuge benutzt. Glaubt nicht, das Rennen in die Versammlungen
und das Verrichten irgend eines Dienstes für den Herrn sei das
Einzige, was Glieder der Gemeinde als Dienst vollbringen können.
Es kann ebenso sehr ein Dienst geschehen, wenn diese Dinge zu
einem Stillstand gekommen sind, wenn alle irdischen Aktivitäten
für den Herrn aufgehört haben und wir uns in einer jener
schmerzlichen Perioden der Handlungsunfähigkeit befinden. Zieht
dann nicht den Schluss, dass infolge solcher Inaktivität kein
Dienst vor sich gehen könne, oder dass uns in einer solchen Zeit
jede Möglichkeit eines Dienstes abgeschnitten worden sei. Hier
ist das Wort: « ... damit jetzt den Fürstentümern und
Gewalten in himmlischen Örtern die mannigfaltige Weisheit Gottes
kund gemacht werde» - nicht in einem kommenden
Zeitalter, nein: Jetzt. Sie lernen vom Herrn durch jene
sehr schwierigen und zermürbenden Erfahrungen, durch die der
Herr uns schickt, durch das, was der Herr in der Gemeinde tut.
Nehmen wir an, diese Fürstentümer und
Gewalten, diese engelhaften Diener, die Ihm aufwarten, kämen
eines Tages zu uns, um uns dafür zu danken, dass wir durch jene
dunkle Zeit hindurchgegangen sind! «0, ich habe dadurch eine
ganze Menge gelernt; ich habe auf wunderbare Weise die Weisheit
Gottes kennen gelernt durch jene böse Zeit, die du gehabt
hast.» Gewiss würdet ihr erstaunt sein, nicht wahr? Ihr würdet
sagen: «0, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand
etwas davon haben könnte; ich glaubte, alles wäre
ausgetrocknet, es würde überhaupt nichts geschehen». Dann
würde jener Engelsdiener antworten: «0, da bist du aber falsch
orientiert, ich habe einen großen Gewinn von deiner bösen Zeit
gehabt». Das ist keine Ausschweifung der Phantasie. Es ist
nichts anderes als die logische Folgerung aus einer solchen
Aussage. Es gibt einen Dienst, den die Gemeinde erfüllt völlig
abseits von Plattformen und Versammlungen und den zahlreichen
Arten von Aktivitäten unter den Menschen hier. Es gibt einen
mächtigen Dienst, der weit ausholt und sogar den Saum des
Universums berührt. Gott tut dort draußen etwas durch das, was
Er mit der Gemeinde hier vornimmt. Es ist dies ein Dienst, bei
dem wir wohl tun, danach zu verlangen.
«Gepredigt
unter den Nationen»
Ich denke, wir brauchen nicht dabei zu
verweilen. Der Dienst der Gemeinde sollte in allen Nationen vor
sich gehen, und ihr Dienst ist nichts anderes als Christus in
allen Nationen. Ihr Zeugnis für Ihn sollte in allen Nationen
vertreten sein.
«Geglaubt
in der Welt»
Das trifft gewiss auf den Herrn Jesus zu.
Johannes 17 sagt: «die Worte, die du mir gegeben hast, habe
ich ihnen gegeben; und sie haben sie angenommen und haben in
Wahrheit erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie haben
geglaubt, dass du mich gesandt hast» (Vers 8). Man glaubte
an Ihn in der Welt.
In Vers 21 haben wir die Worte: «damit
sie alle eins seien ... auf dass die Welt glaube ... » . Es
gibt einen Glauben seitens der Welt, welcher das Ergebnis davon
ist, dass Er in der Gemeinde ist, und dass Er dadurch die
Gemeinde zu einer geistlichen Einheit macht. Vielleicht ist es
falsch, davon zu sprechen, dass an die Gemeinde geglaubt werde,
aber in einem gewissen Sinne könnten wir sogar dies sagen. Ich
bin völlig sicher, dass man nicht an die Gemeinde glauben wird,
es sei denn, dass sie zu einer Manifestation des Geistes Christi
in Form einer gegenseitigen Liebe wird. Die Welt wurde gerade
durch ein Versagen der Gemeinde in dieser Hinsicht von Christus
ferngehalten. Auch wenn die Situation im Allgemeinen hoffnungslos
scheinen mag, entschuldigt dies uns nicht, für ein wahres
Zeugnis (der lebendigen Gegenwart Christi) einzustehen. Nur so
werden wir wahrnehmen können, dass Glaube an den Herrn Jesus
gezeugt wird durch den Ausdruck Seiner Liebe unter uns.
«Aufgenommen
in Herrlichkeit»
Das traf tatsächlich auf Ihn zu, und -
Preis dem Herrn - es wird auch für Seine Gemeinde zutreffen. 1.
Kor. 15 vermittelt uns eine großartige Offenbarung: «Wir werden
nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden,
im Nu, in einem einzigen Augenblick, bei der letzten Posaune...»
Wir werden «empor genom-men» werden, um dem Herrn in der Luft
zu begegnen. Das ist vielleicht gar nicht so weit weg, wie viele
Leute glauben. Es kann sehr bald eintreffen: je eher, desto
besser, wenigstens, was Sein Volk angeht. Wir sagen wirklich aus
tiefstem Herzen: «Komm, Herr Jesus». Es ist keine
Heuchelei dabei im Spiel. Es gab wohl eine Zeit, wo der Gedanke
(an Seine Rückkehr) uns Unbehagen verursachte, aber wir sind zur
Einsicht gelangt, dass Sein Kommen der Weg aller Hoffnungen ist.
Diese Welt wird keinen besseren Zustand sehen, ja, ihr Zustand
wird sich zusehends verschlimmern, bis zu jenen Ereignissen, die
erst eintreffen, nachdem Sein Kommen stattgefunden hat. Es wird
ein Zeitalter kommen, da alles Böse aus diesem Kosmos
ausgelöscht sein wird. Es wird keine Kriege mehr geben. Es wird
keinen Streit mehr geben. Es wird kein Hass mehr vorhanden sein.
Es wird keine Sünde mehr geben, auch keine Schmerzen mehr; weder
Kummer noch Tränen wird es mehr geben. Auch der Tod wird nicht
mehr sein. 0, was für ein Tag! Was für ein Zeitalter! Wir
können es uns schwerlich vorstellen, aber unser Herz fängt
schon nur beim Gedanken daran an, zu hüpfen.
Sagt ihr vielleicht, ihr fürchtet euch
davor? Erschrecken euch solche Gedanken? Der Herr muss zuerst
für seine Kirche kommen, und dann werden die Dinge rasch jenem
Tag entgegeneilen. Es mag ein furchtbarer Abschnitt sein. Die
Dinge mögen für eine Zeit schrecklich werden auf Erden, nachdem
die Kirche weg geholt worden ist, aber die Ereignisse werden sehr
schnell ablaufen, sehr hastig; sie werden sich auf jenen großen
Tag zu bewegen, an dem Er einen neuen Himmel und eine neue Erde
machen wird. Aber der Tag, an welchem die Gemeinde in die
Herrlichkeit aufgenom-men werden wird, steht unmittelbar bevor.
Keinem, der seine Bibel kennt und etwas geistliche Einsicht oder
auch nur gesunden Menschenverstand besitzt, wird, wenn er die
Bibel vor sich hat, entgehen, dass der Tag mit Riesenschritten
heran naht. Die Ratschläge der Menschen werden vor Gott in
Stücke zerschlagen. Sie können ihre Entschlüsse nicht für
eine oder zwei Wochen beisammen halten. Ihre solidesten
Entschlüsse, Absichten, Vereinbarungen gehen innerhalb weniger
Tage in Brüche. Gott macht die Ratschläge der Menschen
zunichte, die Ratschlüsse Gottes hingegen, sagt das Wort,
bleiben für immer bestehen. Dies ist eines von den Dingen, die
in den ewigen Ratschlüssen festgelegt wurden: «wir werden in
den Wolken entrückt werden, dem Herrn entgegen, in der Luft...»
(l. Thess. 4,17). «Aufgenommen in Herrlichkeit» !
Sein Ende wird auch unser Ende sein. Die Kirche wird das
Gegenstück des Herrn als ihr Haupt kennen lernen, das heißt,
sie wird ihrerseits erfahren, was ihrem Herrn widerfuhr, als Er
in die Herrlichkeit aufgenommen wurde.
Nun kann es sein, dass ein paar Unbekehrte
durchs Fenster hereingeguckt haben und eifersüchtig geworden
sind. Möchtet ihr denn draußen bleiben? Möchtet ihr nicht auch
an all dem teilhaben? Nun, hier ist die Offenbarung einer
göttlichen Berufung. Hier wird das Wort Gottes auf eine Weise
dargeboten, die zeigt, was euch durch das Kreuz des Herrn Jesus
ermöglicht wurde, sofern ihr glauben wollt. Wollt ihr das alles
fahren lassen? Bestimmt möchtet ihr herzutreten. Bestimmt
möchten diejenigen, die mehr am Rande stehen, weiter
hereinkommen. Bestimmt wollen wir alle treuer, hingegebener sein,
im Lichte jenes Tages stehen, der schließlich nicht mehr weit
entfernt sein kann. Gottes Wort ging stets in Erfüllung, es hat
sich noch immer als wahr erwiesen. Und auch dieses wird nicht
zusammenbrechen. Es wird ebenso in Erfüllung gehen.
Der Herr brachte uns in diesen Ausführungen
mitten in den Vorsatz unserer Berufung hinein. Es könnte noch
sehr viel mehr über diese Sache gesagt werden, aber wir haben
genug gesagt, um zu erkennen, dass das Geheimnis Christi in die
Gemeinde übertragen wurde, die in jeder Hinsicht Sein Leib ist,
und dass ein Teil dieses Geheimnisses - und was für ein
Geheimnis für die Menschen dieser Welt, was für ein Geheimnis
für die Ungläubigen, was für ein Geheimnis auch für den, der
nichts von verborgenen geistlichen Dingen weiß - ein Teil eben
dieses Geheimnisses die Entrückung Seiner Gemeinde ist, die
darauf wartet, Ihm zu begegnen, bevor Er auf diese Erde
zurückkehrt. Die Welt lacht über eine solche Entrückung zur
Herrlichkeit, man spottet darüber, man tut sie als Phantasterei
ab. Aber diejenigen, die das Geheimnis der Wiedergeburt kennen;
jene, die das Geheimnis des Bewahrtwerdens durch Christus kennen
angesichts der Intensität einer universellen Opposition - die
wissen, dass sie mitten drin bewahrt werden; sie wissen auch,
dass in ihnen nichts ist, das durchhalten könnte, sondern dass
es der Herr ist, der sie befähigt, dass Er selbst ihr Leben ist
- für jene unter uns, die dieses Geheimnis kennen, bedeutet es
keine Schwierigkeit, auch diesen besonderen Teil dieses
Geheimnisses zu akzep-tieren, der mit der Vollendung unseres
Lebens in Zusammenhang steht, nämlich, dass wir entrückt, in
die Herrlichkeit aufgenommen werden sollen. Es ist seltsam, dass
die Menschen der Welt heute Dinge als selbstverständlich
hinnehmen können, über die sie früher nur gelacht hätten -
Radio, Flugverkehr, Fernsehen, all diese Dinge. Hättet ihr vor
ein oder zwei Jahrhunderten von solchen Dingen gesprochen, die
Leute hätten gespottet. Jules Verne wurde zu seiner Zeit als
Sonderling betrachtet, aber alles, was er voraus gesagt hat, ist
so gekommen. Dinge, von denen er sprach, sind heute
selbstverständlich. Die Menschen können an alle diese Dinge
glauben, aber der Entrückung einer Gruppe von Menschen, die Gott
errettet hat, von der Erde in den Himmel, können sie keinen
Glauben schenken. Aber wir sehen sie: In unseren Herzen sehen wir
sie. Wir warten darauf, und wir eilen ihr entgegen, und wir
werden sie freudig willkommen heißen. In unseren Herzen ist der
Schrei: «Amen, komm, Herr Jesus!»
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