Christus – alles und in allen
von
T. Austin-Sparks
«Und Er ist das Haupt des Leibes, der
Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten,
damit Er in allem den Vorrang habe» (Kol. 1,18)
«Da ist weder Grieche noch Jude,
Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave,
Freier, sondern Christus alles und in allen» (Kol. 3,11)
In den letzten Jahren wurden grosse
Anstrengungen unternommen, um die grossen Dimensionen des
Universums ins Bewusstsein des gewöhnlichen Mannes und der
gewöhnlichen Frau zu bringen. Das bedeutet, dass viele Menschen
Interesse zeigen an der Erklärung des Universums, und ohne
Zweifel besonders am Lauf dieser Erde und an der Erschaffung und
der Geschichte des Menschen; doch glauben wir, dass wir die
positive und definitive Antwort auf diese Erkundungen haben. Für
uns gibt es nur eine definitive und schlüssige Erklärung des
Universums, und diese Erklärung ist eine Person der Herr
Jesus Christus, mit allem, was ewig mit Ihm in Beziehung steht.
Wie viel wir auch lesen und studieren mögen, wir werden nie die
Erklärung für dieses Universums erhalten, im Ganzen wie im
Einzelnen, bis wir den Platz erkennen können, den der Herr Jesus
in der ewigen Anordnung Gottes einnimmt. Die schlichten und
umfassenden Worte «Christus ist alles und in allen» fassen das
Ganzen zusammen von Ewigkeit her, durch alle Etappen der Zeit,
bis in die zukünftige Ewigkeit.
Erstens einmal ist dieses «Christus alles
und in allen»
1. Die Erklärung
der Schöpfung selbst
Dieser Brief an die Kolosser macht genau
diese Feststellung, nur in andern Worten. Er sagt uns, dass «in
Ihm ... alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden
(ist), das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder
Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch Ihn und
zu Ihm hin geschaffen; und Er ist vor allem, und alles besteht
durch Ihn» (1,16.17). Das ist eine umfassende Feststel-lung,
und sie zeigt klar, dass die Tatsache, dass Christus alles und in
allen ist, die Erklärung für die ganze Schöpfung ist. Warum
wurden alle Dinge geschaffen? Warum hat Gott durch Ihn das
Universum entstehen lassen? Warum existiert dieses grossartige,
universale System und dauert fort? Welches ist die Erklärung
für die Welt? Die Antwort lautet: Damit Christus alles in allem
sein möge.
Die Absicht im Herzen Gottes, als er dieses
Universum ins Dasein rief, war die, dass letztlich die ganze
Schöpfung die Herrlichkeit und Erhabenheit Seines Sohnes Jesus
Christus zur Schau stellen soll; und dieses eine kleine Fragment
«und alles besteht durch Ihn (oder: wird durch Ihn
zusammengehalten)» sagt ganz deutlich, dass ohne den Herrn Jesus
Christus das ganze Universum zersplittern, auseinander fallen
würde; es wäre ohne seinen vereinigenden Faktor; es würde
jeden Grund dafür verlieren, als ein vollständiges und
konkretes Ganzes erhalten zu werden. Dass es zusammenhält, sein
Unvermögen, zu zersplittern und auseinander zu brechen, hat
seinen Grund genau darin: Gott hat bestimmt, dass der Herr Jesus
das Zentrum sein soll, das regulierende Zentrum dieses ganzen
Universums, und so ist Er der Sohn Gottes die
Erklärung für die Schöpfung. Gäbe es Ihn nicht, so hätte es
auch nie eine Schöpfung gegeben. Nehmt Ihn heraus, und die
Schöpfung verliert ihre Bestimmung und ihr Ziel, und sie braucht
nicht mehr zu existieren. «Christus alles und in allen» war der
Gedanke, der beherrschende Gedanke im Sinn Gottes, als Er das
Universum schuf.
Das mag euch vielleicht kalt lassen und
nicht sehr weit bringen, doch denke ich, dass das, was ich euch
nun sagen werde, euch ein bisschen weiter bringt und eure Herzen
erwärmen wird. Es besteht nämlich die Aussicht, dass wenn Gott
die Dinge so hat, wie Er sie sich in der vergangenen Ewigkeit
vorgenommen hat und Er wird sie gewiss so haben
jedes Atom dieses ganzen Universums die Herrlichkeit Jesu Christi
reflektieren wird. Ihr werdet nicht imstande sein, irgend etwas
oder irgend jemanden zu betrachten, ohne Christus darin
verherrlicht zu sehen.
Es ist etwas Beglückendes, wenn wir als
eine Gemeinschaft von Gotteskindern stundenlang ohne Ende oder
sogar tagelang ohne Ende zusammen sein können; wenn wir mit dem
Herrn als unserem gemeinsamen Interesse beschäftigt sind und
alle von ihm hingerissen sind. Wenn wir eine solche Zeit erleben
und dann in die Welt zurückkehren, was für eine andere
Atmosphäre finden wir doch dann! Wie fröstelt es uns! Es ist
etwas Schönes, dem Herrn in seinen Kindern zu begegnen und mit
Ihm auf diese Weise abgeschlossen zu sein; aber selbst dann ist
es nur teilweise so. Doch ein ewiger Tag wird kommen, an dem wir
nicht mehr am Montag Morgen in die Welt zurückkehren müssen
nach einem Tag in den Vorhöfen des Herrn; dann werden wir nichts
anderes mehr als den Herrn selbst berühren, und das ganze
Universum wird voll sein von Ihm - «Christus alles und in
allen»! Das ist Gottes Ziel. Dafür hat Er sich entschieden;
alles soll den Herrn Jesus reflektieren; alles soll für Ihn da
sein.
Jetzt sehen wir in einander noch sehr viel,
das nicht der Herr Jesus ist; aber der Tag wird kommen, da ihr
nichts mehr als den Herrn Jesus in mir sehen werdet, und ich
werde nichts als den Herrn Jesus in euch sehen; wir werden «dem
Bild Seines Sohnes gleich gestaltet sein». Seine moralische
Herrlichkeit wir aus uns hervor strahlen und zur Schau gestellt
werden; Christus wird «alles und in allen sein». Gott hat es so
beschlossen, und was Gott beschlossen hat, wird er auch bekommen.
Das also ist die Erklärung für die Schöpfung, dass Christus
alles und in allen sein und in allem den Vorrang haben soll.
In seinem Brief an die Römer macht der
Apostel Paulus diesbezüglich eine äusserst bemerkenswerte
Feststellung:
«Denn das sehnsüchtige Harren der
Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die
Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden nicht
freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat auf
Hoffnung hin, dass auch selbst die Schöpfung von der
Knechtschaft der Vergänglichkeit frei gemacht werden wird zur
Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen,
dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in
Geburtswehen liegt bis jetzt» (Röm. 8,19-22).
Achtet darauf, was hier wirklich steht und
was es bedeutet. Die Schöpfung ist erfüllt von einer
sehnsüchtigen Erwartung. Diese Erwartung wird von einem Stöhnen
begleitet, es ist eine Erwartung der Hoffnung nicht auf
die Auflösung des Universums, von der gewisse Wissenschaftler so
viel zu sagen wissen. Dennoch unterstehen die Hoffnung und das
Stöhnen danach einer Herrschaft der Vergänglichkeit die
alles vergeblich erscheinen lässt bis zu einer bestimmten
Zeit und zu einem bestimmten Ziel. Dieser Höhepunkt wird in zwei
Schritten geschehen: 1. in der Offenbarung der Söhne Gottes; 2.
mit dem ersten verbunden in der Befreiung der
Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit.
All dies wird bis in die vergangene Ewigkeit
zurückverfolgt und mit dem Herrn Jesus als dem Sohn in
Verbindung gebracht: «Denn die Er vorher erkannt hat, die hat
Er auch vorher bestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu
sein, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern» (Röm.
8,29).
Der vorherige Abschnitt enthält eine
bestimmte Feststellung und eine klare Folgerung. Die Feststellung
besagt, dass die Schöpfung der Nichtigkeit unterworfen war, und
dass sie sich im Zustand der Knechtschaft der Vergänglichkeit
(Verderbtheit) befindet. Die klare Schlussfolgerung besteht
darin, dass es einen bestimmten Zeitpunkt gegeben haben muss, da,
wegen dieser Verderbtheit, die ganze Schöpfung in einen Zustand
versetzt wurde, in dem sie stöhnen und Geburtswehen leiden
musste für etwas, das sie nicht erreichen konnte. Es ist in
diesem Zusammenhang, dass das ganze Ausmaß und die Natur des
satanischen Einbruchs in die Schöpfung Raum finden konnte mit
der Absicht, den höchsten göttlichen Vorsatz mit der Schöpfung
herauszufordern und ihn zu verhindern, indem die Verderbnis
eingeführt wurde. So universal war diese Verderbnis, dass über
die ganze Schöpfung ein «Urteil der Nichtigkeit» ausgesprochen
wurde. Dies hatte, und hat immer noch, zum Effekt, dass die
Schöpfung nie den Grund für ihr Dasein wahrnehmen kann, es sei
auf der Grundlage von Heiligkeit und Gottgleichheit.
Hierher gehört auch der ganze Bereich der
«Erlösung, die in Christus Jesus ist»; das universale Werk,
das Er durch Sein Kreuz vollbracht hat, indem Er das Werk des
Teufels, und, wenigstens, der Möglichkeit nach, den Teufel
selbst zerstörte; mit der ganzen sünde-vernichtenden und
verderbnis-zerstörenden Kraft Seiner sündlosen Natur und Seinem
Leben, der Wirksamkeit Seines unverderblichen Blutes, und
schließlich der Bereitstellung einer Rechtfertigung und
Heiligung für alle, die glauben, so dass sie durch die
Wiedergeburt «eine neue Schöpfung in Christus Jesus» werden
konnten (1. Kor. 5,17).
Allein durch dieses Mittel kann die
Schöpfung befreit werden. Wenn diese Söhne Gottes in
Erscheinung treten d.h., wenn ihre Vollzahl erreicht ist
und all diejenigen, die dieses Heil abgelehnt haben, aus
dem Bereich Gottes entlassen worden sind, dann wird die
Schöpfung befreit werden, und ihre ursprüngliche Absicht wird
verwirklicht werden, indem Christus alles und in allen sein wird.
2. Die Erklärung
des Menschen
Dann haben wir, an nächster Stelle, als
zentralen Teil der Schöpfung, den Menschen. Welches ist die
Erklärung für den Menschen? Welches ist die Erklärung dafür,
dass Adam der erste Mensch war? Es gibt einen kleinen Abschnitt
der Schrift, der diese Frage beantwortet: «Adams, der ein Bild
des Zukünftigen ist» (Röm. 5,14). Ein Bild dessen, der kommen
sollte; das ist die ganze Erklärung für den Menschen. Gott
beabsichtigte, dass jeder Mensch, der in diese Welt kommt, dem
Bild seines Sohnes Jesus Christus gleich gestaltet werden sollte.
Zahllose Scharen werden das versäumen, aber eine große Schar,
die niemand zählen kann, aus jedem Stamm, jeder Verwandtschaft,
jeder Nation und Sprache, werden sie[1]
verwirklichen. Was für eine hohe Berufung! Was für eine ganz
andere Vorstellung vom Menschen im Vergleich zu derjenigen, die
man allgemein für richtig hält, und was kann man da doch
versäumen! Und doch gibt es viele, die sagen, wäre es nur nach
ihnen gegangen, sie wären nie in diese Welt gekommen. Es hat
solche gegeben, die, in einer Stunde der verdunkelten Sinne, den
Tag verfluchten, an dem sie das Licht erblickten. Ah, da ist
etwas schief gelaufen; so hat es der Herr gewiss nicht gemeint,
und wie oft wir auch solche «blauen» Tage haben mögen, an
denen wir uns fragen, ob es das alles wirklich wert ist, so lasst
uns doch zum Gedanken Gottes hinsichtlich unseres eigentlichen
Wesens zurückkehren. Es ist unser gewaltiges Vorrecht, die
höchste Ehre, die uns je vom göttlichen Standpunkt aus gewährt
werden konnte, dass wir geboren wurden.
Nicht immer fühlen wir uns oder reden wir
so, aber ständig werden wir dazu gedrängt, uns diesbezüglich
auf Gottes Standpunkt zurückzubesinnen und uns daran zu
erinnern, dass es Sein Vorsatz ist, ein Universum zu haben, das
von solchen bevölkert ist,die dem Bild Seines Sohnes, Jesus
Christus, gleichförmig geworden sind, die eine universelle
Manifestation Christi sind, verherrlicht mit der Herrlichkeit des
Vaters. Das ist ein Privileg, eine Ehre, etwas wofür man geboren
sein muss! Das ist die Erklärung des Menschen.
Wir können diese Dinge nur leicht
berühren, und dann müssen wir fortfahren.
3. Die Erklärung
der Erlösung
Dieses Wort «Christus ist alles und in
allen» ist ferner auch die Erklärung für die Erlösung.
Natürlich liefen die Dinge schief: Gottes Vorsatz wurde
dazwischen gefunkt. Zwar konnte er nie endgültig zu Fall
gebracht werden, aber da war ein anderer, der sich vorgenommen
hatte, dass, sofern es in seiner Macht stand, diese universelle
Darstellung von Jesus Christus diese «All-in-Allheit»
des Herrn Jesus nie zustanden kommen sollte. Es war einer,
der das für sich selber wollte dass er der universelle
Herr von Himmel und Erde sein würde. Diese Einmischung für eine
Zeitlang hat einen ganz großen Unterschied bewirkt. Sie hat sich
beim Menschen eingemischt und ihn zu einem andern Wesen werden
lassen, als Gott es für ihn beabsichtigt hatte. Es hat sein
Image verdorben.
Aber da gibt es eine Erlösung durch das
Kreuz des Herrn Jesus. Welche Erklärung gibt es für das Kreuz?
Was für eine Erklärung gibt es einerseits für diese ganze
Versöhnung, für das Rettungswerk des Herrn Jesus, wodurch Er
mit der Sünde verfuhr, und dafür, dass die universelle Sünde
auf Ihn gelegt und Er zu einem Fluch für uns wurde, an unserer
Stelle?
Und dann, auf der andern Seite, gleichsam
als Ergänzung dazu: Welche Erklärung gibt es dafür, dass das
Kreuz so in den Gläubigen hineingewirkt werden muss, dass er mit
Ihm eins wird in der Gleichförmigkeit mit seinem Tod und seinem
Begräbnis, als einer geistlichen Erfahrung? diese ganze
(subjektive und persönliche) Anwendung von Golgatha, die so
schmerzhaft, so schrecklich durchzumachen ist: ja, das
Auseinanderbrechen des «alten Menschen», das Wegschneiden des
«fleischlichen Leibes», diese innere Kenntnis der Kraft des
Kreuzes, die für das Fleisch so furchtbar ist. Welche Erklärung
gibt es? Ihr Lieben, es ist dies, dass Christus alles in allen
sein soll.
Warum werden wir zerbrochen? Damit Platz
entsteht für den Herrn Jesus. Warum werden wir durch den
Heiligen Geist in den Staub hinab gebracht, wenn Er
Golgathas Tod in uns hineinwirkt? Damit der Herr Jesus den
Platz einnehmen kann, den wir im Fleisch besetzt gehalten hatten.
Manchmal liegen wir falsch bezüglich der Anwendung des Kreuzes.
Der Feind ist stets darauf erpicht, uns einzuflößen und zu
suggerieren, wie unfreundlich es von Gott sei, uns so zu
zerschmettern, uns so zu demütigen, uns zu erledigen und uns zu
sagen, dass das nie aufhören würde; so will er erreichen,
dass wir aufgeben.
Ihr Lieben, das Kreuz dient nur einem
einzigen Zweck: Christus für uns zu «alles in allem zu
machen». Und trifft es nicht zu, dass gerade wegen der Art, wie
der Herr mit uns verfuhr, wie Er das Kreuz auf uns anwandte,
indem Er uns in Seinen Tod und Sein Begräbnis einpflanzte, wir
Ihn auf eine Weise kennen, wie wir ihn vorher nie gekannt haben?
Geschah es nicht gerade auf diesem Weg, dass er für uns zu dem
geworden ist, was Er jetzt ist, unserem Herzen immer kostbarer
und kostbarer? Die Zunahme des Herrn Jesus in uns und für uns
kommt durch das Kreuz zustande. Wir wissen nur zu gut, dass unser
hauptsächlicher Feind wir selbst sind, unser Fleisch. Dieses
Fleisch verschafft uns keine Ruhe, keinen Frieden, keine
Befriedigung; wir haben keine Freude daran. Es macht besessen, es
nimmt in Besitz, ständig kreuzt es unseren Weg und raubt uns
jede Freude am Leben. Was soll damit geschehen? Nun, im und durch
das Kreuz werden wir von uns selbst befreit; nicht nur von
unseren Sünden, sondern von uns selbst; und von uns selbst
befreit zu werden bedeutet, in Christus hinein befreit zu werden,
und Christus wird zu weit mehr als wir selbst.
Es ist zwar ein schmerzhafter Prozess, aber
er erzielt ein gesegnetes Ergebnis; und jene unter uns, die
wahrscheinlich den grössten Todeskampf in diesem Zusammenhang
erlebt haben, können, so glaube ich, bezeugen, dass das, was er
uns an Erkenntnis und Reichtümer des Herrn Jesus gebracht hat,
dieses Leiden bei weitem aufgewogen hat. So hat also das Werk des
Herrn für uns und das Werk des Herrn in uns durch das Kreuz im
göttlichen Sinn lediglich die Absicht, Raum zu schaffen für den
Herrn Jesus.
Der eherne Altar der Stiftshütte wie jener
des Tempels war ein sehr grosser Altar. Ihr hättet das restliche
Mobiliar der ganzen Stiftshütte darin unterbringen können. Ja,
der Altar muss gross sein; es muss ein grosser Platz geschaffen
werden für den gekreuzigten Christus. Er muss alles ausfüllen,
und Er muss die Fülle aller Dinge sein, und letztendlich soll es
für uns keine Platz mehr geben. Versetzt das euch in
Bestürzung? Gewiss nicht. So hat also das Kreuz, das Werk der
Erlösung durch das Kreuz, als Erklärung einfach dies, dass
Christus alles und in allem sein soll; Er soll in allem den
Vorrang haben.
Dies ist daher die Erklärung für unsere
Erfahrungen weshalb der Herr so mit uns verfährt
wie Er es tut; warum die Gläubigen die Erfahrungen durchmachen
müssen, die sie durchmachen; warum sie durch Dinge hindurch
gehen müssen, wozu niemand sonst berufen scheint, sie
durchzumachen; warum sie zuweilen die Ungläubigen beinahe dafür
beneiden, wie leicht viele von ihnen es doch haben. Das erklärt
auch die Vorgehensweise des Herrn mit Israel in der Wüste.
Selbst nach der Befreiung aus der Knechtschaft und Tyrannei von
Ägypten gab es Herzzerbrechen und Todeskämpfe. Warum diese
Züchtigung? In der Wüste zog es sie immer wieder nach Ägypten
zurück. Das Werk, das der Herr in ihnen tat, hatte den Zweck,
dass Er für sie und in ihnen alles sein konnte. Wenn Er sie von
ihren natürlichen Hilfsquellen abschneidet, dann nur, um ihnen
zu zeigen, welches ihre himmlischen Ressourcen sind. Wenn er sie
um ihre natürliche Kraft bringt, dann nur zu dem Zweck, dass sie
die Kraft des Himmels kennen lernen. Woraus immer Er sie holte
oder in was hinein Er sie führte, hatte zum Ziel, sie aus sich
herauszuführen, damit Er alles in allen sein konnte.
Dies ist auch die Erklärung für unsere
Schwierigkeiten. Der Herr weiss am besten, wie Er mit jedem von
uns umgehen muss, und Er benutzt keine standardisierten Methoden.
Er verfährt mit dir auf die eine Weise und mit mir auf eine
andere. Er weiss, wie Er uns in Erfahrungen hineinführen muss,
die äusserst präzise berechnet sind, um uns dahin zu bringen,
wo der Herr alles und in allem ist.
4. Die Erklärung
des christlichen Wachstums
Was ist geistliches Wachstum? Was ist
geistliche Reife? Was bedeutet es, im Herrn voranzugehen? Ich
fürchte, wir haben diesbezüglich vermischte Vorstellungen.
Viele meinen, christliche Reife sei eine umfassendere Kenntnis
der christliche Lehre, ein grösseres Begreifen von geistlichen
Wahrheiten, eine weitere Ausdehnung der Erkenntnis der Dinge
Gottes; und viele solche Gesichtspunkte werden als Merkmale,
Entwicklungen, geistlicher Reife genannt. Ihr Lieben, es ist
nichts von alle dem. Das wahre Merkmal echter geistlicher
Entwicklung und Reife ist dies, dass wir so viel kleiner geworden
sind und der Herr Jesus so viel mehr gewachsen ist. Die reife
Seele ist jemand, der in seinen/ihren Augen klein ist, in
dessen/deren Augen der Herr Jesus jedoch um so grösser ist. Das
ist Wachstum. Wir mögen eine ganze Menge wissen, eine wunderbare
Fähigkeit haben, Lehrsätze, Lehren, Wahrheiten, ja selbst die
Schrift zu verstehen, aber geistlich dennoch sehr klein, sehr
unreif und sehr kindisch sein.[2] Echtes,
geistliches Wachstum ist einfach dies: Ich nehme ab, Er nimmt zu.
Es ist dies, dass der Herr Jesus mehr wird. Daran könnt ihr
geistliches Wachstum überprüfen.
Dann wiederum ist dieses Wort
5.
Die Erklärung allen Dienstes
Was ist
christliches Dienen im Sinne Gottes? Es ist nicht
notwendigerweise dies, dass wir ein volles Programm christlicher
Aktivitäten haben. Es ist auch nicht dies, dass wir stets mit
dem beschäftigt sind, was wir «die Dinge des Herrn» nennen. Es
ist nicht das Mass und die Menge unserer Aktivitäten und
Geschäfte, auch nicht der Grad unserer Energie und unseres
Enthusiasmus in den Dingen des Reiches Gottes. Es sind auch nicht
unsere Konzepte und Unternehmungen für den Herrn. Ihr
Lieben, der Test für alles Dienen ist sein Motiv ! Ist
das Motiv, von Anfang bis Ende, dies, dass Er in allem den
Vorrang haben solle, dass Christus alles und in allem sein soll?
Ihr kennt die
Versuchungen und die Faszination des christlichen Dienstes; die
Faszination, fleissig, mit vielen Dingen beschäftigt zu sein;
unsere Programme, Konzepte, Unternehmungen zu haben; stets mitten
drin und am Ball zu sein. Darin liegt eine Gefahr, die zahllose
Diener des Herrn ereilt hat. Die Gefahr ist die, dass dies alles
sie in den Vordergrund rückt, es macht das Werk zu ihrem Werk;
es ist ihr Werk, es sind ihre Interessen, und je
mehr sie diese Sache im Griff haben und beherrschen, desto mehr
gefällt es ihnen.
Nein, es besteht
ein grosser Unterschied zwischen dem, dass wir im christlichen
Dienst rund um die Uhr tätig sind und unsere Aktivität einfach
geniessen, mit all der Faszination, den Vorteilen und den
Erleichterungen, die sie uns selbst verschafft,
einschliesslich der Befriedigung unseres Fleisches es
besteht ein grosser Unterschied zwischen diesem und dem
«Christus alles und in allen». Manchmal wird das letztere nur
dadurch erreicht, dass wir ausser Gefecht gesetzt werden; und
dann liegt der Test darin, ob wir uns damit zufrieden geben oder
eben nicht, dass wir vollständig aus der Arbeit herausgenommen
werden, wenn nur der Herr Jesus dadurch noch mehr verherrlicht
wird. Wenn nur Er zu seinem Eigenen gelangen kann, dann spielt es
überhaupt keine Rolle, ob wir gesehen oder gehört werden. Wir
kommen irgendwie weiter, durch die Gnade Gottes, wenn wir ganz
einfach zufrieden sind, in eine Ecke gestellt zu werden,
ungesehen und unbeachtet, wenn dadurch nur der Herr Jesus
schneller und völliger zu dem Seinen kommen kann.
Irgendwie haben wir
uns in diese Sache hinein gesponnen und glauben, der Herr könne
nur zu Seinem Eigenen kommen, wenn wir das Instrument sind. O,
die Rivalitäten auf der Plattform und hinter dem Rednerpult; die
Empfindlichkeit, weil einer dem andern vorgezogen wird, weil die
Ansprache des einen mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als die
eines andern; die günstigen Bemerkungen, die alle in eine
einzige Richtung gemacht werden, usw.! Ich kenne das alles. Worum
geht es uns denn wirklich? Versuchen wir, unsere Zuhörer durch
unsere Klugheit zu beeindrucken, oder ihnen unseren Herrn bekannt
zu machen? Was für ein grosser Unterschied! Manchmal gewinnt der
Herr mehr für sich aus unseren schlechten Zeiten, als wir
glauben, und es kann gut sein, dass wenn wir eine gute Zeit
haben, der Herr dadurch sehr wenig gewonnen hat. Darum ist es
nötig, dass wir beiseite gesetzt, schwach und demütig gehalten
werden, damit Er den Vorrang hat.
Die Herausforderung
des Dienstes gemäss dem Gedanken Gottes liegt ganz einfach darin
Wozu tun wir ihn? Möchten wir einfach am Werk beteiligt
sein, weil wir gerne fleissig sind? Oder ist es aufs äusserste
und einzig das, dass Er, durch was für Mittel auch immer, zu dem
Seinen kommt, dass Gottes Ziel erreicht werden kann? Wenn er
sowohl durch unseren Tod als auch durch unser Leben alles in
allen sein kann, dann haben wir den Punkt erreicht, wo wir
wahrhaft danach verlangen, «dass Christus verherrlicht werde in
meinem Leib, sei es durch Leben oder Tod» (Phil. 1,20). Das ist,
von Gottes Standpunkt aus, die Erklärung des Dienstes.
Natürlich ist dies
auch die Erklärung für viele andere Dinge. Es ist z.B.
6.
Die Erklärung des ganzen Alten Testamentes
Wir werden hier
nicht verweilen, um zu prüfen, warum das so ist, wir wollen es
nur aufzeigen und dann weiter gehen. Was ist das Alte Testament?
Es ist alles zusammengefasst in grossen Darstellungen von
Jesus Christus. Nehmen wir die zwei wichtigsten: die Stiftshütte
und der Tempel. Beide sind umfassende Darstellungen des Herrn
Jesus, von Seiner Person und Seinem Werk, und diese besetzen als
solche den zentralen Platz im Leben eines auserwählten Volkes,
dessen Leben mit ihnen verbunden ist. Diese beiden bedeuten
dasselbe, und solange dieses erwählte Volk in der rechten
Beziehung zu diesem zentralen Objekt, der Stiftshütte oder dem
Tempel, steht solange es ihm den Ehrenplatz und die
Ehrerbietung gibt und ihn in seiner Stellung von höchster
Heiligkeit erhält; solange sie seinem Geist, seinen Gesetzen und
seinem Zeugnis die Treue halten: auch wenn sie unter allen
Völkern der Erde natürlicherweise am unfähigsten sein sollten,
sich um ihre Interessen zu kümmern, so sind sie doch das
überragende Volk auf Erden; es gibt keine Nation und kein Volk
auf dieser Erde, das imstande wäre, vor ihm zu bestehen. Sie
waren nie in der Kunst der Kriegsführung geschult worden, sie
haben keine lange Geschichte der Waffen und der militärischen
Strategie hinter sich, und in sich selbst sind sie ein
schutzloses Volk. Doch sie erringen die Überlegenheit nicht nur
über einzelne Nationen, die grösser und mächtiger sind als
sie, sondern auch über eine ganze Kombination von Nationen; und
wenn alle sich gegen es verbinden, so bleiben sie, solange sie
dem zentralen Objekt gegenüber treu sind, hoch über allen.
Dieses zentrale Objekt ist eine Darstellung des Herrn Jesus in
Seiner Person und Seinem Werk. Die geistliche Interpretation
dieses Typus ist die, dass, wenn der Herr Jesus seinen zentralen
Platz hat, Überlegenheit herrscht. Es herrscht absolute
Überlegenheit, wenn er durch und in Seinem Volk in allem den
Vorrang hat. «Christus ist alles und in allen». Wenn dies in
Seinem Volk zutrifft, gibt es keine Mächte, die ihm widerstehen
könnten. Das Geheimnis der absoluten Überlegenheit und
Souveränität ist dies, dass der Herr Jesus im Leben und in den
Herzen, in allen Angelegenheiten und Beziehungen Seines Volkes
Seinen Ihm zukommenden Platz hat; dann können die Pforten des
Hades es nicht überwältigen.
Es ist ferner auch
7.
Die Erklärung des Neuen Testamentes
Das Neue Testament
führt kleine Gemeinschaften ein, gering unter den Völkern
dieser Erde, verachtet, vertrieben, denen kaum erlaubt wird, zu
reden, ohne dass sie bitter belästigt werden, und über die
schliesslich der organisierte Zorn und Hass der Nationen dieser
Welt kommen wird, bis alle Ressourcen eines grossen eisernen
Imperiums ausgeschöpft und in Gang gesetzt werden, um das
Gedächtnis dieses demütigen, verachteten Volkes auszulöschen.
Die Geschichte ist schlicht die, dass die Imperien
zusammengebrochen sind, die Weltmächte aufgehört haben zu
existieren. Wir können heute rund um die Welt reisen und die
Überreste und Ruinen dieser grossen Imperien anschauen; doch wo
ist das Volk vom Weg des verachteten Nazareners? Es ist eine
grosse Menge, die niemand zählen kann! Der Himmel ist voll von
ihnen, und hier auf der Erde gibt es Zehntausende, die den Herrn
Jesus kennen und lieben, die «von diesem Wege» sind. Die
Erklärung dafür ist, dass Gott beschlossen hat, dass Sein Sohn
alles sein soll, und dass Er in allen Dingen den Vorrang habe.
Tritt in eine lebendige Beziehung zu Gottes Sohn, und Menschen
und die Hölle mögen tun, was sie wollen Gott wird Sein
Ziel erreichen und ein solches Volk wird triumphieren.
Noch ein weiteres
Wort. Es ist auch
8.
die Erklärung der Gemeinde
Was ist die
Gemeinde? Gott hat nicht das Christentum im Sinn; es geht nicht
um Gemeinden als organisierte Zentren des Christentums. Es geht
auch nicht um die Propagierung von christlichen Lehren und
Unternehmungen. Gottes Gedanke ist der, auf dieser Erde ein Volk
zu haben, in dem und in dessen Mitte Christus alles und in allen
ist. Das ist die Gemeinde. Wir müssen unsere Vorstellungen
revidieren. In den Gedanken Gottes beginnt und endet die Gemeinde
damit mit der absoluten Überlegenheit des Herrn Jesus
Christus. Und wonach Gott stets trachtet, ist dies, dass er
solche von Seinem Volk zusammenbringt, die auf volle Weise diesen
Seinen Gedanken realisieren und die für Ihn die Befriedigung
Seines eigenen, ewigen Verlangens darstellen: dass der Herr Jesus
in allem den Vorrang haben soll, indem Er alles und in allen ist.
Er geht an dieser grossen Institution, der so genannten
«Kirche» vorbei, und Er ist bei denen, die in sich selbst
demütig und eines betrübten Geistes sind und die zittern vor
Seinem Wort, und bei denen der Herr Jesus das eine und einzige
Objekt der Anbetung und Ehrerbietung ist. Diese befriedigen das
Herz Gottes. Diese sind für Ihn die Antwort auf Seine ewige
Suche.
Beachtet, dass das
Wort Gottes dies sagt. Lest noch einmal Kol. 3,11: «Da ist weder
Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar,
Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen». Da
haben sie «den neuen Menschen angezogen, der erneuert wurde nach
dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat». Seht ganz genau hin,
und ihr werdet feststellen, dass dies der gemeinschaftliche
Mensch, die Gemeinde, der Leib Christi, ist, «die Fülle dessen,
der alles in allen erfüllt» (Eph. 1,23). Und da, in diesem
gemeinschaftlichen Menschen, kann es weder Griechen noch Juden
geben. Achtet auf die Worte. Es heisst nicht, dass Griechen und
Juden in gesegneter Gemeinschaft zusammen kommen. Nein, in der
Gemeinde findet ihr keine Nationalitäten; ihr habt euch aller
Nationalitäten entledigt, und ihr habt jetzt einen einzigen,
geistlichen neuen Menschen, eine neue Schöpfung, in der es weder
Griechen noch Juden, weder Knechte noch Freie gibt. Alle
irdischen Unterschiede sind für immer verschwunden es ist
ein einziger, neuer Mensch. Der rechte Arm ist nicht ein Jude und
der linke ein Grieche!
Nein, sie sind
verschwunden. In dieser Gemeinde ist nur ein
einziger neuer Mensch vorhanden nicht eine Kombination, wo
Anglikaner, Wesleyaner, Baptisten, Kongregationalisten und der
ganze Rest zusammenkommen und für eine kurze Zeit alle
Differenzen begraben; das ist nicht die Gemeinde. In der Gemeinde
sind diese Unterschiede nicht bloss für eine bestimmte Zeit
zugedeckt; sie existieren überhaupt nicht. Da ist ein Leib,
ein Geist. Die Gemeinde ist dies: «Christus alles
und in allen». Begreift das, und ihr habt die Gemeinde. Ihr
könnt alles übrige Gemeinde nennen und es ohne dies belassen,
dann ist es ein Widerspruch. Prüft es danach.
Wenn es zutrifft,
dass das Christenleben im Gedanken und Sinn Gottes ganz einfach
das ist: «Christus alles und in allen», seid ihr und ich dann
wahre Christen? Denn wir haben gesehen, dass wir durch das Kreuz
ausgeschieden wurden, um für den Herrn Jesus Platz zu machen.
Wenn wir also bekennen, dass wir auf dem Wege von Golgatha zum
Herrn gefunden haben, dann beinhaltet das doch, dass wir durch
dieses Kreuz ausgeschieden wurden, damit Christus alles und in
allen ist.
Wie steht es damit?
Möchten wir doch noch ein bisschen von der Welt? Hängen wir
doch noch willentlich an dieser oder jener Sache außerhalb des
Herrn, weil der Herr Jesus uns nicht völlig befriedigt hat und
wir noch künstlich Gewicht zulegen müssen? Ein weltlicher
Christ ist ein Widerspruch in sich selbst. Noch ein bisschen
etwas ausserhalb von Christus zu haben bedeutet, Golgatha zu
leugnen und in klarem Widerspruch zur ewigen Absicht Gottes
hinsichtlich von Christus zu stehen. Möchtest du diese
Verantwortung auf dich nehmen? Gott plante dies bezüglich Seines
Sohnes in aller Ewigkeit; können wir da bekennen, zum Herrn
Jesus zu gehören und es dennoch gleichzeitig bei uns nicht
zutrifft, dass Er alles und in allen ist? Sollte dies so sein,
dann ist etwas falsch, dann handelt es sich um eine Verleugnung,
um einen Widerspruch. Wir stehen gegen Gottes Gedanken und
Vorsatz. Ist es wahr, dass Er alles und in allen ist? Das wird Er
sein, wenn wir den ganzen Weg gehen.
O diese subtilen
Vorschläge, die ständig in unsere Ohren geflüstert werden,
dass, wenn wir dies oder jenes aufgeben würden, wir die
Verlierer sein würden; das Leben würde ärmer, und wir würden
immer weiter eingeengt, bis nichts mehr übrig bliebe. Das ist
eine Lüge! Es ist etwas, das Gottes grossen Gedanken für uns
kontert. Gottes Gedanke für uns ist der, dass der Eine, kein
Geringerer als Sein Sohn Jesus Christus, in welchem die ganze
Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, unsere Fülle sein soll.
Die ganze Fülle Gottes in Christus gehört uns! Ihr kommt nie so
weit, wenn ihr Ihn verleugnet. Das Leben muss viel weniger sein,
als es sein könnte, wenn ihr nicht den ganzen Weg mit dem Herrn
geht; und was in der Angelegenheit unserer Hingabe an den Herrn,
unsere ganze und vollständige Auslieferung an Ihn und unseren
vollständigen Schnitt von allem, was nicht vom Herrn ist, gilt,
gilt auch im Bereich des Dienstes. Das Fleisch liebt es, sich
über das christliche Werk lustig zu machen, und es sagt uns,
dass wenn wir uns vom Herrn abhängig machen, wir eine bange Zeit
haben werden. Doch ein Leben der Abhängigkeit von Gott kann das
Leben einer fortdauernden Romanze sein. Genau da ist es, wo wir
Entdeckungen machen, die ein ständiges Wunder darstellen.
Ihr mögt in einer
Minute tot sein, und in der nächsten gibt euch der Herr etwas zu
tun und ihr werdet sehr lebendig, abhängig von Ihm für jeden
Atemzug, der ihr einatmet. Aber so lernt ihr den Herrn kennen.
Dann, nach dieser Erfahrung, seid ihr für eine Weile wieder
ebenso hilflos und tot wie zuvor, doch erinnert ihr euch, dass
der Herr etwas getan hat. Dann tut Er es aufs neue; und wo wird
das Leben zu einer Romanze; und doch käme niemand je auf den
Gedanken, dass ihr für jeden Atemzug vom Herrn abhängig seid.
Es ist etwas höchst Segensreiches, zu wissen, dass der Herr es
tut, wenn ihr es überhaupt nicht zustande brächtet. Es ist
menschlich, natürlich gesehen unmöglich, aber der Herr tut es.
Fahrt fort, ihr
Lieben, in der Angelegenheit der Gemeinde. Wendet den Test an.
Ich spreche nicht in urteilendem Sinn, ich teile keine Zensuren
aus, auch beabsichtige ich nicht, auf falsche Weise zu
unterscheiden, aber lasst mich ehrlich sein was uns
betrifft, so muss unsere Gemeinschaft ein Ort sein, wo der Herr
Jesus aufs Höchste geehrt wird. Unsere Gemeinschaft muss ein Ort
sein, wo Gott das Seine aufs Vollste bekommt, wo Christus alles
und in allen ist. Wir dürfen nicht durch Traditionen, durch
Dinge gebunden sein, die den Anspruch erheben und den Namen
annehmen. Dort, wo der Herr am meisten geehrt wird, müssen
unsere Herzen sein; wo alles andere dieser einen Sache
untergeordnet wird, dass Jesus Christus alles und in allen ist.
Das ist Gottes Gedanke für die Gemeinde, und das muss auch der
Ort sein, zu dem unsere Herzen hingezogen werden. Der Ort, wo
Gott Sein Zeugnis registriert und die Wirkung dieses Zeugnisses
auf andere überträgt, findet sich dort, wo der Herr Jesus am
meisten geehrt wird. Und ihr könnt sicher sein, dass, wo es
Hungrige gibt, ihr nicht um die Gelegenheit für einen Dienst
verlegen seid, wenn ihr völlig mit Gottes Vorsatz im Blick auf
Seinen Sohn übereinstimmt.
Alles lebendig
Erinnert euch
daran, dass alles in Bezug auf den Christen auf Erfahrung beruht.
Alles in Bezug auf den Herrn Jesus ist seinem Wesen nach
auf Erfahrung gegründet. Es ist nichts bloss Lehrmässiges. Es
ist auch nicht einfach eine Sache des Glaubensbekenntnisses. Es
ist nicht so, dass wir bestimmte Lehraussagen oder Bekenntnisse
akzeptieren und dann allein aufgrund dieser Tatsache mit dem
Herrn Jesus in Beziehung gebracht werden. Wir sind nicht zu
Christen geworden, indem wir Lehraussagen oder orthodoxe
Bekenntnisse angenommen haben, oder bestimmte Dinge über den
Herrn Jesus. Die Gemeinde besteht überhaupt nicht auf dieser
Grundlage, obwohl die Gemeinde natürlich ganz bestimmte Dinge
vertritt. Erfahrung muss ins Leben hinein gewirkt werden, und es
muss ein Teil von uns werden. Es genügt nicht, zu glauben, dass
Christus am Kreuz gestorben ist. Das muss in unserem Leben
ankommen und zu einer Erfahrung werden, zu einer mächtigen,
wirksamen Kraft, zu einem Faktor in unserem Wesen. Die Gemeinde
wird nicht auf der Grundlage von Lehraussagen errichtet. Ihr
könnt nicht Leute versammeln und sagen, das und das ist
vollkommen gesund, wir wollen unsere Gemeinde auf diese Basis
stellen. Ihr könnt das einfach nicht tun.
Die Gemeinde ist
etwas, in das die Wahrheit hineingewirkt worden ist, in dem sie
zur Erfahrung geworden ist. Glaubensbekenntnisse können euch
nicht zusammenhalten, wenn sich die ganze Hölle erhebt, um euch
auseinander zu reissen. Nein, auch das ultra-fundamentalistische
Glaubensbekenntnis hat es nicht geschafft, Leute zusammen zu
halten. Die Einheit des Geistes ist etwas im Innern Gewirktes.
Wenn das nicht so ist, dann gibt es nichts, das den trennenden,
schismatischen Geistern wiederstehen kann, die um uns herum sind.
Alles muss auf Erfahrung beruhen, nicht bloss auf einer Lehre, es
darf nicht bloss bekenntnismässig sein. Nun, da geratet ihr an
Gottes Realität. Es ist eines, Lieder darüber zu singen, dass
Christus alles und in allen ist, es als eine objektive Sache zu
betrachten und ihr zuzustimmen. Doch ist es etwas ganz Anderes,
in der Erfahrung an einen Punkt gebracht zu werden, wo die
Wahrheit tatsächlich funktioniert. Es gibt so viele, die heute
sagen, jawohl, das stimmt, Christus ist alles und in allen, und
wenn ihr sie am nächsten Morgen über einer trivialen Sache
angeht, die ihre Präferenzen tangieren, stellt ihr fest, dass
offensichtlich Christus nicht alles und in allen ist. Wir müssen
durch Erfahrung dahin gelangen. Möge der Herr uns dazu Gnade
geben.
Der abschliessende
Aufruf, den ich ergehen lassen möchte, ist der, dass wir doch
alle die Inthronisierung des Herrn Jesus als überlegener Herr in
unseren Herzen anstreben möchten, in jedem Teil unseres Lebens,
in allen unseren Beziehungen. Und wenn es irgend etwas geben
sollte, das wir bisher zurückgehalten haben, sollten wir es
loslassen. Wenn wir irgend welche Vorbehalte hatten, sollten wir
sie jetzt aufgeben. Wenn wir bisher weniger als Ihm ganz
verpflichtet waren, dann sollte dies jetzt nicht mehr so sein,
vielmehr sollte Er von nun an alles und in allen sein. Das sollte
unser Verständnis sein, das, was wir mit dem Herrn unternehmen.
Wollt ihr es tun? Bittet den Herrn, Er möge jede noch so zarte
Bindung lösen, die dem im Wege steht, dass Er alles und in allen
sein kann. Sind wir dazu bereit? Der Herr schenke uns Gnade.
[1] Die Absicht Gottes
[2] Es besteht ein
grundsätzlicher Unterschied zwischen «kindisch» und
«kindlich».
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